Lockdown-Frust in Österreich: Politik reagiert nicht oder zu spät – und wir dürfen es ausbaden!

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Mit seinen 18 Salons im Lockdown: Friseurunternehmer Christian Sturmayr
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Mit seinen 18 Salons im Lockdown: Friseurunternehmer Christian Sturmayr

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In Österreich ist der Lockdown -auch für Friseure - bereits seit mehr als einer Woche bittere Realität. Und das kurz vor Weihnachten, inmitten der umsatzstärksten Zeit des Jahres! Wie groß ist der Frust? Und was tun, um das Beste aus der Situation zu machen? Wir haben beim erfolgreichen Salonunternehmer Christian Sturmayr nachgefragt, wie die Lage ist und welche Pläne er für die nächsten Wochen bereit hält.

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Bereits seit Anfang November bekam man in Österreich nur mit einem 2G-Nachweis den Zutritt zu vielen Dienstleistungen – auch zu Friseursalons. Seit mehr als einer Woche nun der erneute Lockdown. Mit seinen 18 Salons in Salzburg, Wien, Tirol und Kärnten trifft es Salonunternehmer Christian Sturmayr besonders hart. Im exklusiven Interview mit FMFM erzählt er über die aktuelle Stimmungslage und die Herausforderungen, die es zu meistern gilt.    

Deine 18 Salons in Österreich sind derzeit geschlossen. Wir brauchen wohl nicht zu fragen, wie es Dir damit geht. Also fragen wir anders: Wie bewertest Du diese erneute Schließung aufgrund der hohen Infektionszahlen mit Corona?

Ich denke, eine weitere Schließung war unausweichlich aufgrund des Infektionsgeschehens. Es wurden Monate verschlafen, Anreize und Verpflichtungen für Ungeimpfte zu schaffen, was wir nun wieder ausbaden dürfen.

Macht Ihr bestimmte Verkaufs- oder Gutschein-Aktionen, um die Zeit bis zur Wiedereröffnung zu überbrücken? Wenn ja, welche? Wie ist die Resonanz der Kunden?

Wir können keine großen Aktionen starten, da wir noch abwarten müssen, ob wir Hilfen bekommen. Denn dann darf der Umsatz einen gewissen Prozentsatz nicht übersteigen. Im Moment sieht es danach aus, als ob wir im Regen stehen gelassen werden. Außerdem wäre das – egal, was für eine Aktion – nur ein Tropfen auf dem heißen Stein: Wir bedienen mehr als 12.000 Kunden in einem “normalen” Monat, und damit würde sich nicht wirklich was aufholen lassen. Jeder Salon ist für unsere Kunden telefonisch für Terminanfragen und Bestellungen erreichbar. Das haben wir auch so über unsere App kommuniziert. Preisaktionen sehe ich in unserem Gewerbe als absolutes No-Go an, egal zu welchem Anlass! Wir müssen durch diese harte Zeit durch und nicht den Kunden suggerieren, dass es bei uns preislich noch etwas zu holen gibt. Das wäre wohl der falsche Ansatz.

„Wir müssen uns besser gemeinsam aufstellen und mehr Druck auf die Politik ausüben.“

Wann dürft Ihr vermutlich wieder öffnen und wie koordiniert bzw. plant Ihr den Ansturm der Kunden so kurz vor Weihnachten? 

Wir werden bald mehr erfahren. In den meisten Bundesländern galt bis jetzt die Regelung, dass wir am 13. Dezember wieder aufsperren könnten. Da werden dann die Arbeitszeiten/Arbeitstage ausgeweitet und nach den Gesprächen mit meinen Mitarbeitern sind alle gerne bereit, uns hierbei zu unterstützen.

Friseure in Deutschland erleben derzeit einen gefühlsmäßigen Schleudergang. Viele fürchten die Hiobsbotschaft einer erneuten Schließung, andere sind durch Terminabsagen, ständige Regeländerungen oder eigene Ängste bereits mürbe und würden einen Lockdown befürworten. Hast Du eine Botschaft, einen Tipp oder gar eine Aufmunterung für Deine deutschen Kollegen?

Ich beobachte immer das Geschehen in Deutschland und auch hier sehe ich, dass so gut wie gar nicht reagiert wird – oder eben immer zu spät. Sowohl die österreichische als auch die deutsche Politik ist mit sich selbst mehr beschäftigt, als damit, Zukunftsstrategien zu entwickeln. Ich denke, das hat uns diese Coronakrise am meisten aufgezeigt. Wir sind sehr auf uns alleine gestellt und haben zusätzlich das Problem, dass es so unterschiedliche Betriebsgrößen gibt, die so unterschiedliche Aussagen treffen. Ich finde es gut, dass es in Österreich jetzt einen branchenübergreifenden Ausdruck gibt: den der körpernahen Dienstleister. Je mehr wir sind, umso stärker ist der Auftritt nach außen. Aufmuntern kann ich leider wenig. Da es schon in der Vergangenheit immer so war, dass Italien zuerst dran war, dann wir und dann Deutschland. Italien hat aber die bessere Durchimpfungsquote, daher betrifft es das Land dieses Mal nicht so sehr. Wir müssen uns besser gemeinsam aufstellen und mehr Druck auf die Politik ausüben. Die Leute müssen sich impfen lassen, sonst hangeln wir uns von Lockdown zu Lockdown.