Luftnummer: (Keine) Rabatte für Family & Friends!?!
Sind Freundschaftspreise im Salon ok? Oder gilt tatsächlich "Schnaps ist Schnaps. Bier ist Bier"? Die Meinungen sind da so bunt wie die Menschen selbst. Gabriela Contoli hat die Erfahrungen von zwei befreundeten Friseurinnen aufgegriffen und selbst eine klare Haltung zu den Dienstleistungen "für umme". Und die lautet: Nix da!
„Igitt, diesen Wein kannst du ja keinem Esel ins Ohr kippen!“ Die befreundeten Friseurinnen Carla und Thea treffen sich zu einem gemütlichen Plausch bei Carla zuhause. Beide haben einen eigenen Laden. „Na ja“, sagt Carla, „einem geschenkten Gaul schaut man eben nicht ins Maul. Diese Flasche hat mir eine befreundete Kundin mitgebracht, der ich zum Specialpreis die Haare geschnitten habe.“ Aha. Als Dankeschön für den Sonder-Sonderpreis gabs also eine Flasche vergorene Weinplörre. Schönen Dank auch. Prost!
Was als lustiger Schlagabtausch begann, mündet schnell in eine lebendige Diskussion, die da lautet: Sind Rabatte oder gar Gratis-Dienstleistungen für Friends & Family sinnvoll, oder nicht? Während Carla bei dem Thema recht ambivalent ist, hat Thea dazu eine klare Meinung: „Familien-Rabatte: ja. Dafür müssen sich Mutti, Vati und Schwester allerdings zeitlich nach mir richten. Bei Freunden „für umme“ arbeiten? Nein! Zugegeben: Die Überzeugung hatte ich nicht immer. Aber heute weiß ich aus eigener Erfahrung, dass a) die Grenzen zwischen Freunden und Bekannten einfach zu oft fließend sind, b) die Nähe zu denen, die eine Dienstleistung zum Freundschaftspreis möchten, oft einseitig nah ist und c) man aus der Laumann-Nummer nie wieder rauskommt. Auf dem Weg zu diesem Standpunkt half mir ein Satz einer Bekannten, die Fotografin ist. Sie sagte einmal: Wenn ich jemandem helfen möchte, mach ich das gratis. Aber wenn mich jemand in meiner Profession in Anspruch nimmt, gibt’s das nicht billig-billig.“
Ich finde, dass Thea Recht hat. Jeder Selbstständige muss seine Steuern, sein Material, seine Miete, sein Personal bezahlen. Das kann ich nicht mit Tauschgeschäften und Maria-Theresa-Rabatten stemmen. Wo fange ich da an, und wo hört es auf? Am Ende sitze ich an einem schönen Abend wie diesem da und trinke einen geschenkten Grusel-Fusel. Und das nur, weil sich jemand verpflichtet fühlt, für einen „Umme“-Haarschnitt eine drittklassige Dreingabe mitzubringen.
Also, für mich ist das eine klare Sache: Preise müssen und sollten auch bei Freunden deutlich kommuniziert werden. Das heißt ja nicht, dass Best Friends wie Lieschen Müller behandelt werden sollen. Klar bekommt eine gute Freundin ein Extra. Bei Carla und Thea wären das eben eine gratis Massage, Maniküre, Haarkur oder eine tolle Probiergröße. Aber der Preis für die professionelle Dienstleistung selbst muss stimmen! Dann ist die Beziehung auf Augenhöhe, und beide fühlen sich wohl. Die Freundin-Kundin kann sagen, wenn sie sich die Farbe dezenter, aufwendiger oder den Haarschnitt kürzer oder anders wünscht. Ganz ohne schlechtes Gewissen. Und sie braucht kein mehr oder minder willkommenes Mitbringsel mehr besorgen. Thea sagt, dass Freunde, wenn sie begeistert sind, oft von selbst mehr zahlen möchten als erwartet. Vielleicht liegen die ja richtig, die von Geld als fließende Energie sprechen. Sei’s drum, letztlich stimmt am Ende des Tages die Kasse, wenn man konsequent ist. Und man kann selbst ausgesuchten und selbst bezahlten Wein genießen.
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