„Man führt nur mit dem Herzen gut“

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Fotos: Studio Lichtliebe, Volksdorf
Führt ihr 16-köpfiges Team aus "Herzensmenschen" souverän und liebevoll: Regina Rieckmann
Fotos: Studio Lichtliebe, Volksdorf
Führt ihr 16-köpfiges Team aus "Herzensmenschen" souverän und liebevoll: Regina Rieckmann

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Was braucht erfolgreiche Führung?! Zeit, Respekt und Ehrlichkeit stehen für Regina Rieckmann, Inhaberin des Salons „Haarreich“ in Bargteheide, an erster Stelle. Wie genau ihr Konzept der „liebevollen Führung“ konkret aussieht, gibt sie als Referentin und Coach an Berufskolleg*innen weiter – und verrät sie uns in diesem FMFM-Interview.

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Wenn Regina Rieckmann von ihrem Team spricht, benutzt sie nicht etwa das Wort „Mitarbeiter*innen“. Schon die Vokabel, die sie stattdessen verwendet, spiegelt die Wertschätzung wider: „Wir sind momentan 14 Herzensmenschen“, so Regina Rieckmann. Bis Ende nächsten Jahres soll das Team wieder auf gut 20 „Herzensmenschen“ wachsen.

Eine stolze Zahl an Mitarbeiter*innen also, die natürlich auch geführt werden will. „Wo soll das Schiff hinsegeln, wenn nicht zumindest einer das Ziel kennt?“, sagt Regina Rieckmann. „Führung ist heute wichtiger denn je, um den Erfolg des Salons, der Mitarbeiter*innen und meinen eigenen zu kreieren. Seit ein paar Jahren rückt das Thema glücklicherweise immer mehr ins Bewusstsein der Chef*innen.“ Sie selbst hat sich durch ihre Coaching-Ausbildung intensiv mit dem Thema Führung und Wahrnehmung beschäftigt „und viel über Menschen und auch über mich gelernt.“

 

Bewusst Zeit einplanen

Einer der Erfolgsfaktoren für eine gute Führung ist der Faktor Zeit. Denn Führung läuft nicht einfach nebenher. Als das „Haarreich“ sich von 60 Quadratmetern auf 180 Quadratmeter vergrößert hat und das Team von sieben auf 16 Mitarbeiter*innen anwuchs, wurde Regina Rieckmann schnell klar, „mit so vielen Mitarbeiter*innen kann ich nicht immer nebenher reden. Ich benötige Zeit, außerhalb der Arbeiten am Gast, um mit den Mitarbeiter*innen Gespräche zu führen, Ziele und Pläne zu erarbeiten oder uns alle durch Schulungen auf den neuesten Stand zu bringen.“ Zeit also ist wichtig, für Regina Rieckmann sogar sehr viel Zeit: „Mit jedem Teammitglied mache ich ein Jahresstartgesprächs  von ca. eineinhalb Stunden, in dem wir das alte Jahr Revue passieren lassen und neue Pläne für das kommende Jahr und die Zahlen machen. Dann gibt es für jede:n alle zwei bis zweieinhalb Monate ein Gespräch von einer Stunde. Dieses findet als „Walk and Talk“ statt. Das heißt, wir gehen spazieren, wenn es das Wetter zulässt oder essen. Ich lasse mir auch gern immer mal was Neues einfallen. Dabei erfahre ich mehr als bei einem klassischen Frage-/Antwortspiel am Tisch. Hinzu kommt das Teammeeting alle drei Wochen inklusive Training mit der ganzen Salonmannschaft. Das dauert ca. zwei Stunden und ich achte darauf, es rotierend in den Tagen zu veranstalten, damit alle teilnehmen und nicht immer dieselben extra kommen müssten. Jeden Morgen machen wir ein Daily Scrum, das sind 15 Minuten Besprechung, um den Tag im Team zu planen. Und wenn zwischendurch noch etwas wichtig ist, bin ich auch jederzeit ansprechbar. Mittwochs habe ich immer meinen Bürotag, an dem ich mir bei Bedarf zusätzlich gerne Zeit für Anliegen der Mitarbeiter*innen nehme.“

Trotz dieses „durchgetakteten“ Fahrplans ist es Regina Rieckmann wichtig, zu betonen, dass auch sie in der Gesprächsführung nie auslerne, sondern sie immer wieder anpassen müsse: „Mein Team sind meine Testimonials und ich probiere immer mal wieder neue Dinge aus im Bereich Teammeetings oder Gesprächsführung. Was sich als wertvoll etabliert hat behalte ich bei, und was nicht funktioniert, wird von der Liste gestrichen.“

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Authentizität ausschlaggebend für Führungsstrategie

Mit dem Begriff der „Führungsstrategie“ tut sich Regina Rieckmann schwer: „Ich würde vielmehr behaupten, dass ich eine extrem ehrliche, respekt- und liebevolle Führung betreibe“, ordnet die Unternehmerin sich ein. Ihr Erfolgsgeheimnis ist, ganz nah am Team zu sein. „Ich weiß, dass das nicht für jeden Chef etwas ist“, räumt Regina Rieckmann ein. Authentizität, die mit der Führungspersönlichkeit in Einklang steht, sei unglaublich wichtig. Als ihr Team stark anwuchs und es viele neue Mitarbeiter*innen umfasste, die sie und ihr Wesen noch nicht kannten, wagte Regina Rieckmann den Versuch, hierarchisch zu führen: „Mit viel Ansage und nicht mehr so richtig nahbar.  Ich wollte das Private vom Beruflichen trennen.“ Eine professionelle Einstellung. Oder?

Nähe zum Team

„Das ist voll nach hinten losgegangen“, reflektiert Regina Rieckmann. „Meine langjährigen Mitarbeiter*innen haben mich nicht mehr erkannt und die neuen fanden es auch nicht so richtig gut. Dadurch habe ich damals zwei Mitarbeiter*innen verloren. Heute weiß ich, wenn ich sein kann, wie ich bin, ist das die Basis für gesunde und wertschätzende Führung.“ Das nahe Zusammenspiel der Teammitglieder ist für Regina Rieckmann das Geheimnis, das im Team Verständnis, Hilfsbereitschaft und auch Offenheit für alles Neue schaffe. Und wie sieht diese Nähe zum Team konkret aus? „Wir machen gemeinsam Ausflüge, bestellen uns Essen und bleiben nach der Arbeitszeit manchmal noch zusammen im Salon zum Austausch. Außerdem machen wir teilweise Sport zusammen und treffen uns auch im privaten Umfeld regelmäßig.“

Mitbestimmung und Transparenz

Regina Rieckmann bezieht ihr Team in strategische Entscheidungen mit ein: „Bei uns entscheiden wir gemeinsam, wer mit uns zusammenarbeitet. Jede Meinung ist wichtig, wird gehört und dann wägen wir ab.“ Sie gibt weitreichende Verantwortung an ihr Team ab: „Mein Team übernimmt alles – bis auf die Buchführung, die kommt zum Steuerberater.“ Auch die Einzelgespräche mit dem Team bleiben Chefsache: „Die würde ich niemandem übertragen oder abgeben“, so Regina Rieckmann. Ansonsten sei Transparenz in allen Bereichen aber sehr wichtig: „Sowohl mit den Zahlen als auch mit allem drum herum, so dass auch jemand aus dem Team Überweisungen vom Konto tätigen könnte.“ Ganz schön viel Vertrauen also, dass die Unternehmerin ihren Mitarbeiter*innen gewährt. Sogar so viel, dass sie selbst für drei Monate eine Auszeit vom Salon nehmen könnte: „Ich möchte gerne in ein Sabbatical machen und dann sollen die Mitarbeiter*innen so weit sein, den Salon gemeinsam zu schmeißen.“

Austausch auf Augenhöhe

Wie reagiert ihr Team auf ihre Führungsstrategie? „Als Feedback bekomme ich viel Dankbarkeit darüber, dass jeder alles sagen darf. Auch wenn die Mitarbeiter*innen mich oder meine Entscheidungen auch mal doof finden“, schmunzelt Regina Rieckmann. „Wir sind immer im Austausch auf Augenhöhe und mir ist wichtig, dass alles sofort angesprochen wird, wenn mal was ist. Jeder darf seine Wunscharbeitszeit kommunizieren und mit allem, was er oder sie auf dem Herzen hat, zu mir kommen.“

Mitarbeiter*innen über sich selbst hinauswachsen lassen

Die geringe Mitarbeiter*innenfluktuation gibt ihrer Führungsmethode recht. Allerdings ist es für Regina Rieckmann auch völlig in Ordnung, wenn sich ihre Mitarbeiter*innen verändern, um zu wachsen: „Ich bewundere Salons, die ausbilden und in denen die Azubis danach viele Jahre bleiben. Mein Wunsch ist es, Menschen wachsen zu sehen – gern auch über sich hinaus.“ Eine ihrer besten Mitarbeiterinnen wird 2024 für ein Jahr nach Südkorea ins Sabbatical gehen. Danach möchte sie sogar dort arbeiten und Erfahrungen sammeln. „Das tut mir als Unternehmerin und auch als Regina im Herzen sehr weh, allerdings überwiegt die Freude, dass sie sich das traut. Ich bin total stolz auf sie.“ Ihre frühere Assistentin wechselte nach der Ausbildung in die Schauspielschule, weil es ihr Herzenswunsch war. „Zum Glück arbeitet sie nebenher jetzt trotzdem noch bei uns und bleibt uns damit ein bisschen erhalten.“ Manchmal beflügelt es das Unternehmen sogar, Mitarbeiter*innen ihr Ding machen zu lassen: „Meine Mitarbeiterin an der Rezeption wollte schon immer Fußpflege lernen. Ich habe ihr die Ausbildung ermöglicht, nun macht sie die Rezeption und ist nebenher im Salon mit ihrem Gewerbe selbstständig.“

Bewerbungsvideo für „Herzensmenschen“

So viel Harmonie im Team trägt sich auch nach außen, so dass das „Haarreich“ viele Initiativbewerbungen bekommt und so neue Mitarbeiter*innen gewinnt. Außerdem nutzt Regina Rieckmann das Portal ihres Partners La Biosthétique zur Schaltung von Stellenanzeigen und wirbt auch über Instagram, Google & Co. Und natürlich ruht sich die erfolgreiche Unternehmerin nicht auf dem Erreichten aus: „Im Moment sind wir dabei, ein Bewerbungsvideo mit dem Team zusammenzustellen, damit die wunderbaren Friseur*innen da draußen uns schon mal kurz kennenlernen können“, strahlt Regina Rieckmann. „Die, die sich davon angesprochen fühlen, sind dann auch genau diejenigen, die in unser Herzensteam passen.“

Friseurin? Stylistin? Oder gar Friseuse? Zur Etikette und Geschichte der Berufsbezeichnung Friseurin

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