Mein Tipp: Einfach öfter mal NEIN sagen!
Sollten wir viel häufiger „Nein“ statt „Ja“ sagen? Davon ist jedenfalls Friseurunternehmer und Verkaufstrainer Jochen Becker überzeugt! Der FMFM Artist weiß aus eigener Erfahrung, dass viele Friseur*innen aus reiner Menschenfreundlichkeit dazu neigen, es ihren Teammitgliedern und Kund*innen immer schön recht zu machen. Warum eigentlich? Jochens Devise lautet: "Nein" sagen ist genauso einfach wie "Ja" - nur krasser!
Es hat nur vier Buchstaben, aber dafür ein richtig mieses Image: das kleine Wörtchen „Nein“. Mal ehrlich: Wem von euch geht ein „Nein“ leicht über die Lippen, wenn Kund*innen oder Kolleg*innen dich fragen: „Kannst du doch noch eben die Spitzen schneiden?“, „Machst du später eben die Kasse?“ oder „Magst Du kurz meinen Platz sauber machen?“ Weswegen sind wir Friseur*innen dem „Ja“ wohlgesonnener als dem „Nein“? Sind wir Menschenfreunde, haben wir Angst, sonst nicht zu verkaufen, oder wollen wir einfach nur gefallen? Meine Erfahrung ist, dass viele Friseure die permanente Angst in sich tragen, Kunden*innen zu verlieren, wenn Entscheidungen zugunsten des eigenen Wohlstandes gefällt werden. Das scheint fast schon eine Zwangsneurose zu sein. Dabei ist es doch vielmehr so: Alles ist gut und förderlich, wenn die Lebenswaage beide Seiten bedenkt, ähnlich wie bei Sonne und Regen, Feuer und Wasser oder Rechte und Pflichten. So auch beim Ja und Nein – die Mischung macht‘s!
Trau dich, „nein“ zu sagen!
Ich persönlich bin ein großer Freund des authentischen, ehrlichen „NEIN“. Ja, genau: Wir sollten es sogar viel häufiger verwenden. Glaubt mir: Es ist tatsächlich genauso einfach zu sagen ist wie ein „Ja“ – nur die Wirkung ist viel krasser. Krasser deswegen, weil beim „Nein-Sagen“ genau das passiert, was man sich vom ewigen „Ja-Sagen“ eigentlich verspricht! Wer selbstverständlich „Nein“ sagen kann, wird automatisch eine natürliche Respektperson. Kaum eine/r würde auf die Idee kommen, so jemanden die unbeliebten Aufgaben aufzudrücken oder sich über solche Personen öffentlich lustig machen. Zu groß wäre das Risiko, durch die entschlossene Reaktion eines „Nein-Sagers“ einen Schiffbruch zu erleiden.
Der Preis des „Ja-sagens“
Aber dafür gibt es ja (zum Glück) genügend „Ja-Sager“! Zugegeben: Gewisse Kundengruppen lieben die „Ja-Sager“ sehr. Dort bekommen sie all ihre Wünsche erfüllt – und dies meist sogar zu Dumpingpreisen. Es gibt immer wieder mal Sondertermine und sechs Kekse zum Kaffee statt nur einen. Selbst kurzfristige Terminabsagen sind nicht tragisch und beim Trinkgeld gilt: „Ach, das gebe ich nächstes Mal. Hab grad kein Kleingeld mehr!“ Ja, mit „Ja-Sagern“ macht das Leben richtig Spaß! Jedenfalls denen, die von ihrer Gutmütigkeit und Elastizität profitieren. Und das sind verdammt viele.
Andere in Aktion
Wisst ihr was? Auch „Nein-Sager“ motivieren automatisch ihr Team bei der Arbeit, gerade WEIL deine Hilfe nicht permanent verfügbar ist. WEIL du „Nein“ sagen kannst. Die Folge ist: Andere Personen werden deinen Part übernehmen, können an den Aufgaben wachsen und sich somit wertiger und stolzer fühlen. Eine natürliche Weiterentwicklung findet statt. Bist du dann mal anwesend, empfindet man dies als angenehm – zusätzlich bleibt es besonders, weil keine Abnutzung von „permanent verfügbar“ einsetzt.
Bereinigend, so ein NEIN
Aktuell ist es sehr wichtig, ein „Nein“ mit einer gewissen Selbstverständlichkeit in Wort und Körpersprache auszudrücken. Stichwort höhere Preise. Keine Frage: In so angespannten Zeiten wie jetzt benötigen wir alle die überlebenswichtigen Preisanpassungen. Und genau die gilt es den bekannten „Mecker-Menschen“ richtig zu verkaufen. Mein Tipp: Nutze diese Zeiten, um auf deine „95% Zielgruppen-Kunden“ zu kommen. Ein gezieltes „Nein“ kann da wahre Wunder wirken! 😉 Ich glaube, jeder, der viele Zielgruppen-Kunden hat, die wirklich zu ihm oder ihr passen, weiß, wie schön einfach, spaßig und befriedigend das Arbeiten im Salon plötzlich sein kann – übrigens auch in finanzieller Hinsicht! Öfter mal “Nein“ zu sagen schafft auch Vertrauen zu vorhandenen und zukünftigen Mitarbeiter*innen. Gerade in unserem Beruf mit um die 90% Frauenanteil möchte Frau wissen und spüren, dass der eigene Job auch gesichert ist – vor, während und nach einer Schwangerschaft. Das Problem der „Ja-Sager“ ist, dass sie gern nach dem Prinzip „Hauptsache Mitarbeiter*in“ einstellen. Oft allerdings nur, um festzustellen, dass die Person nach gut einem Jahr wieder futsch ist – und mit ihr ca. 22.000€ Lohnkosten. Das Ergebnis: Außer Spesen nix gewesen! Glaubt mir: Ein unüberlegtes „Ja“ birgt mehr Kollateralschäden als ein klares „Nein“. Fast immer.
Ehrlich beraten
Du willst den „Wooopph!“-Effekt? Dann sag hin und wieder mal „Nein“! Ich mache das übrigens auch bei der Beratung im Salon. Beispiel: unsere Spezialkur „K18“. Die verspricht in nur vier Minuten „Haare wie neu“. Nur: Dieses Produkt bekommt bei uns nicht jeder! Selbst dann nicht, wenn der/die Kund*in sagt, dass ihm/ihr der Preis dafür egal sei. Ich aber sage: „Nein, ohne passendes Haarproblem kein K18!“ Und wir erklären es unseren Kund*innen folgendermaßen: „Haben Sie normale Kopfschmerzen, nehmen Sie ein Aspirin oder eine Spalt – günstig, gut und wirkt. Haben Sie eine intensive Migräne, bekommen Sie – übersetzt für Ihr Haarproblem – die K18 – sozusagen in vier Minuten keine Schmerzen mehr und das über einen sehr langen Zeitraum. Wooohhp!“ Das Ergebnis: Die Zielgruppe „Migräne“-Kund*in erzählt allen anderen Zielgruppen-Kund*innen, wie erlesen und individuell sie behandelt wurde. Und plötzlich füllt sich der Salon nach und nach mit den Kund*innen, die zu uns und unserem Ziel als Friseur passen. Bingo.
Du willst deinen Erfolg haben? Dann sag auch mal öfter mal „Nein“. Ja?!
Herzlichst Jochen Becker
Bald hat Jochen eine neue Webseite mit neuem Namen: www.jochen-becker-seminare.de
Wie steht es eigentlich um den Friseur-Beruf? Mehr zum Thema: „Traumberuf Friseur?“