Mitarbeiter-Brennpunkt dominiert GLYNT Benchmarking-Seminar 2019

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Das Benchmarking Seminar 2019 begeisterte alle Teilnehmer/innen!
© FMFM
Das Benchmarking Seminar 2019 begeisterte alle Teilnehmer/innen!

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Rund 140 Salonunternehmer und GLYNT-Kunden folgten am vergangenen Wochenende der Einladung von Geschäftsführer Stephan Conzen nach Hamburg, um sich auf hohem Niveau weiterzubilden. Acht überwiegend branchenbekannte Top-Referenten mit Namen wie Dieter Keller, Ralf Billharz oder Peter Lehmann reflektierten die Ist-Situation unserer vor allem vom Mitarbeiterproblem gebeutelten Friseurbranche und präsentierten praxiserfahrene Lösungsansätze.

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„Das Glynt Benchmarking-Seminar findet deshalb im unregelmäßigen Turnus statt, weil sich nicht immer zwingend Themen aufdrängen, sondern nur dann, wenn es gefühlsmäßig an der Zeit ist, für aktuelle Herausforderungen eine neue Justierung zu finden“, erklärt Stephan Conzen, Geschäftsführer von Glynt und Graham Hill (Hans Conzen Kosmetik GmbH) seinem Publikum bei der Begrüßung. Die aktuelle Herausforderung – glasklar – der Mitarbeitermangel und das Nachwuchsdrama in unserer Friseurbranche! „Man ist als Unternehmer oftmals unsicher, welchen Weg man gehen soll. Gespräche mit Gleichgesinnten, von denen man einen Input zur Selbstorientierung bekommen könnte, sind da oftmals sehr hilfreich“, macht Conzen den Sinn und Zweck seines Benchmarking-Seminars deutlich, das bereits vor ca. 30 Jahren mit einem einzigen Referenten, der kürzlich verstorbenen Branchenikone Peter Polzer, zu ersten Mal stattfand.

Um der dramatischen Mitarbeiter- und Nachwuchssituation im Friseurhandwerk zu begegnen, müsse man als Salonunternehmer die sich verändernden Wertegefühle und Ansprüche der jetzigen und kommenden jungen Generation verstehen und entsprechend darauf reagieren, leitete der seit Jahrzehnten in der Branche bekannte und geschätzte Unternehmer auf das Vortragsprogramm über, das ganz bewusst mit acht überwiegend Salonpraxis erfahrenen Top-Referenten bestückt war, die alle wissen, wovon sie reden und dem Mitarbeiterproblem mit unterschiedlichen Maßnahmen zu begegnen versuchen.

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Franz Pertsch

Digitales Beratungstool

Franz Pertsch, Kopf des im Rhein/Main-Gebiet 19 Filialen umfassenden Salonkonzepts „Bloom`s“, hat mit rund 300 Mitarbeitern alle Hände voll zu tun! Seiner Erfahrung nach fehlt es dem Nachwuchs vor allem an einem „klar strukturiertem Kommunikationssystem“, denn nur, wenn der Mitarbeiter mit dem Kunden spricht, kann er diesen auch langfristig an sich binden. In einem unfassbar langen Zeitraum von 4 Jahren hat Pertsch deshalb ein digitales Beratungsbuch programmieren lassen, mit dem jeder Mitarbeiter den Kunden mittels Tablet von den zur Verfügung stehenden Dienstleistungen über alle Frisuren bis hin zur individuellen Produktkomposition en Detail berät und sich somit seine Akzeptanz beim Kunden erarbeitet.

Dadurch entstehe ein systematischer Beratungsdialog, der sowohl dem Mitarbeiter als auch dem Kunden wie eine Art roter Faden diene, so Pertsch. Vorteil für den Chef: Man sieht, ob und wie der Mitarbeiter den Kunden beraten hat und hat eine korrekte und nachvollziehbare Rechnungsstellung. Auch Tools für den Service danach, beispielsweise Reminder von Produktvorschlägen oder Terminerinnerungen per Mail, sollen in die digitale Beratung implementiert werden.

Kinder und Jugendliche brauchen Vorbilder

Um den „Meister der Führung“ ging es im Vortrag von Stephan Schwarz, Bestsellerautor, Psychologe, Pädagoge und NLP-Experte. Schwarz vertritt die These, Führen sei die bedeutendste unternehmerische Aufgabe. Viele Führungskräfte seien heutzutage jedoch verunsichert, da der Nachwuchs sich nicht mehr führen lassen möchte, sondern allenfalls begleiten. Der Grund hierfür sei bereits im Kindesalter zu finden: Kinder werden inzwischen als autonome Wesen gesehen, von denen laut Schwarz bereits viel zu früh erwartet werde, Entscheidungen zu treffen. Das Gehirn sei dabei naturgemäß überfordert, die dringend notwendige menschliche Beziehung zu Eltern, Lehrern und später zu den Vorgesetzten käme viel zu kurz.

Die Konsequenz: Kinder und Jugendliche haben immer weniger Vorbilder, von denen sie sich prägen und führen lassen. Dadurch mangele es Führungskräften immer mehr an Autorität. Jugendliche denken, sie wissen schon alles und wenn sie etwas nicht wissen, schauen sie im Smartphone nach. Sie bauen eine intensivere Beziehung zu ihrem Handy auf statt zu den Menschen, die sie in dieser Lebensphase eigentlich prägen sollten. Dadurch haben Führungskräfte zunehmend Angst, ihre ureigentliche Rolle einzunehmen.

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Stephan Schwarz / © FMFM

Diese störenden Gefühle, so Schwarz, gelte es loszuwerden, man müsse vielmehr sein eigenes Selbstbewusstsein stärken und dem Mitarbeiter gegenüber ein strukturiertes Selbstbild präsentieren, um die dringend notwendige prägende Funktion wieder übernehmen zu können. Beleidigt und mit Unverständnis zu reagieren, führe zu keinem Ergebnis, so Stephan Schwarz.

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Dieter Keller hier in Hamburg mit Gabriela Contoli / © FMFM

Voneinander lernen

Dieter Keller war nicht nur 47 Jahre Friseurunternehmer, bevor er vor einiger Zeit seine Firma verkauft hat, sondern ist bis heute auch Trainer, Coach und Stratege. In seinem Vortrag „Positionierung eines Salons“ vertritt Keller zum Mitarbeiterproblem die These, dass man „mit den Waffen von gestern morgen keinen Krieg gewinnen kann“. Die veränderten Wertegefühle der Generation Z sowie des kommenden Nachwuchses („mehr Zeit, mehr Lebensqualität, nicht mehr Geld“) erfordern eine noch größere Vertrauensbildung zwischen den Führungskräften und Mitarbeitern. Dabei können Vorgesetzte durchaus auch von den Youngsters lernen. Sich gegenseitig akzeptieren und sogar coachen, sei eine Chance, um das Miteinander harmonisch und erfolgsorientiert zu erzielen, so Keller. Die Welt des „Digital Natives“ bestehe nun mal aus Kooperation statt Konfrontation, Gleichrangigkeit und Selbstorganisation sowie aus Dialog und Interaktion.

Themen mit Konsequenz besetzen

Nach einem rauschenden Abend-Event im angesagten Szenelokal Kesselhaus in der Hamburger Speicherstadt mit guten, offenen und ehrlichen Gesprächen startete der zweite Seminartag mit dem Vortrag „Innovationen und die Chancen in der Friseurdienstleistung“ von Ralf Billharz.

27 Jahre lang verantwortete Billharz das internationale Marketing, den Vertrieb und das General Management rund um die Marke Wella. Seit kurzem ist er geschäftsführender Gesellschafter des Zweithaarunternehmens ellen wille. Der Branchenkenner sieht den seit ca. 20 Jahren andauernden Stillstand im Friseursektor vor allem in fehlenden Innovationen begründet. Dazu bietet er immer wieder einen Blick über den Tellerrand in andere Branchen. Beispielsweise habe sich die Beautybranche seit 1999 sechsmal so schnell entwickelt wie der Friseursektor.

Um mit seinem Unternehmen innovativ zu werden, bedürfe es vor allem eines schlüssigen Geschäftsmodells, einer konsequenten Strategie, dem Aufbau der Marke, eines Aktivitätenplans sowie einer fundierten und routinierten Mitarbeiterschulung. Themen müssen mit Konsequenz besetzt werden, dies sei Innovation, so Billharz.

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Ralf Billharz / © FMFM
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Georg Empl / © FMFM

Qualität und Mitarbeiteraustausch

Georg Empl, mit über 2000 Kunden erfolgreicher Salonunternehmer aus Glonn, stellte in seiner freien Rede die provokative Frage in die Runde: „Sind wir ehrlich genug, um gut zu sein?“ Dabei ließ er durchblicken, dass man sich als Unternehmer täglich aufs Neue mit der eigenen Qualität auseinandersetzen und ggfs. neue Wege gehen müsse, um diese zu sichern bzw. auszubauen.

In Bezug auf das Mitarbeiterproblem verriet Empl seine Überlegungen eines Mitarbeiteraustauschs mit anderen Salons. Es könne der Motivation und der Wissenserweiterung dienen, wenn Mitarbeiter auch mal in andere Betriebe reinschnuppern.

Macht es besser!

Sebastian Pfister stammt aus einer Friseurdynastie und besitzt einen erfolgreichen Herrensalon in Österreich. In den sogenannten „Billigbarbershops“ sieht Pfister keine Konkurrenz, da ein kompetent geführter Herrensalon/Barbershop zum einen eine völlige andere Klientel habe und es hier auch nicht um die reine Dienstleistung gehe: „Der Besuch in einem Barbershop muss ein Gefühl vermitteln, denn schließlich wollen Männer in den sozialen Medien anschließend eine Geschichte erzählen“, weiß Pfister aus Erfahrung.

Daher sein Appell an alle, die mit einer Ausweitung der Herrendienstleistung liebäugeln: „Schimpft nicht über Barbershops, sondern macht es besser!“

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Sebastian Pfister berät 'Herrenkunde' Stephan Conzen / © FMFM
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Peter Lehmann (li) im Gespräch mit Heiko Schneider / © FMFM

Kennzahlen und Klimawandel

Um Kennzahlen für die erfolgreiche Geschäftsführung ging es im Vortrag von Unternehmensberater Peter Lehmann. Obwohl es in der Natur der Sache liegt, dass dieses Thema eher die Augenlider schwer werden lässt, schaffte es Lehmann mit seiner humorvollen rheinischen Frohnatur und flotten Sprüchen, das Publikum nach der Mittagspause noch wach zu halten, als es darum ging, das eigene betriebswirtschaftliche Know-how zu ergänzen bzw. aufzufrischen.

Das Glynt-Benchmarking Seminar 2019 endete mit dem einzigen branchenfremden Referenten, dem Forscher, Entdecker und Buchautor Arved Fuchs, der innerhalb eines Jahres Nord- und Südpol zu Fuß erreicht hat. Mit seinem Vortrag „Klimawandel und seine Konsequenzen für jeden von uns“ fasste er ein brandaktuelles Thema an, das jeden Menschen auf der Welt angeht.

Fazit

Es war ein inspirierender, aufweckender, kommunikativer und erhellender Kongress. Mit seiner von der gesamten Branche sehr geschätzten hanseatisch noblen Understatement Attitude schaffte es Stephan Conzen, ohne die bei anderen Events dieser Art z. B. oftmals aufdringlichen Product-Placements, dass sich die Teilnehmer/innen auf das Wesentliche konzentrieren durften, was ihm sichtlich am Herzen lag: mit Lösungsansätzen von erfahrenen und branchennahen Referenten Themen anzugehen, deren erfolgreiche Umsetzung nicht nur den eigenen Salon auf Erfolgskurs hält, sondern auch dem angeschlagenen Image der Friseurbranche dient.

Teilnehmerin Brigitte Berndt bringt es abschließend auf den Punkt: „Stephan Conzen und sein Team schenkten uns ein umfangreiches Wissenspaket und ermöglichten uns diesen Austausch fruchtbarer Gedanken unter Kollegen in herzlicher Verbundenheit“.

Bravo! Gerne mehr davon!