Politik, wagt es nicht! 3G, 3G plus oder 2G beim Friseur – oder Schwarzarbeit mit NoG?
Es ist DER Aufreger dieser Tage: In Österreich gilt für Friseurbetriebe seit kurzem die 2G-Regel. Der ganz dicke Hammer dabei: Für mobile Dienstleister gilt diese Auflage nicht! Sie dürfen weiter nach der 3G-Vorgabe arbeiten. Der Grund: es sei verfassungsrechtlich nicht möglich, 2G im privaten Bereich umzusetzen. Whaaaaaat?! Friseurunternehmer Andreas Nuissl schwillt jetzt schon der Kamm: „So geht das, wenn Grauzonen nahtlos in die Schwarzarbeit führen!“ Hier sein Kommentar. Absolut Lesenswert.
Wir in Bayern haben derzeit eine Krankenhausampel, die auf ROT steht. Verbunden ist das Ganze mit Einschränkungen, bei denen fast keiner mehr durchblickt. Was allerdings völlig klar ist, sind die Auswirkungen, denn die sind erneut existenzbedrohend: Es hagelt Terminausfälle und Absagen, wir erhalten keine Förderhilfen und keine Möglichkeit, durch die unstrukturierten Terminabsagen Kurzarbeit zu beantragen. 3G plus heißt das Regelwerk, das für unser Bundeland derzeit den Fahrplan zum Schutz unser aller Gesundheit festlegt. Nicht 3G, nicht 2 G, sondern 3G plus. Übersetzt bedeutet das, dass wir geimpfte, genesene und PCR-getestete Kund*innen bedienen dürfen. 3G Plus beim Friseur mag sich zwar gut anhören, aber mal ehrlich: Niemand wird sich extra einen teuren PCR-Test machen lassen, um sich danach beim Friseur seines Vertrauens aufzuhübschen, oder?
Es fehlt an Klarheit
Da hätte man konsequentermaßen doch gleich 2G machen können! So, wie unsere Nachbarn in Österreich. Hat die Regierung dort etwa Angst davor, Ungeimpfte zu diskriminieren? Nein. Und genau das ist das Ziel: sie sollen zum Impfen angeregt werden. Wird das gelingen? Man weiß es nicht. Was aus meiner Sicht eher zum Umdenken bei der offenbar immer noch viel zu großen Impfskepsis führen würde: Wenn endlich mal kommuniziert würde, wie hoch die genaue Zahl der ungeimpften Krankenhaus- bzw. Intensivpatienten ist. Aber das traut sich niemand. Ich verstehe es nicht. Ein weiteres Fragezeichen in meinem Kopf ist, warum die Neuinfektionen derzeit doppelt so hoch sind wie vor einem Jahr, obwohl inzwischen 67,1 % der Bevölkerung in Deutschland geimpft sind. Vor 12 Monaten war noch niemand geimpft. Wie kann das sein?
Macht was, aber konsequent!
Aber selbst, wenn ich vieles nicht wirklich im Detail nachvollziehen kann, ist mir dennoch klar, dass seitens der Politik gehandelt werden muss, um in den kommenden Wochen und Monaten einen Kollaps in den Krankenhäusern zu vermeiden. Ob diese Konsequenz nun 3G plus oder 2G heißt, macht für mich als gesetzestreuer Friseurunternehmer wenig Unterschied in der Auswirkung. Krasse Einbußen bringen beide. Aber was jetzt wieder passieren wird, liegt für mich auf der Hand: Unsere ungeimpften Kunden werden weiter in die privaten Haushalte getrieben und die verbotene und unter Strafe gestellte Schwarzarbeit wird noch mehr als bislang blühen. Auch im privaten Bereich – und da denke ich vor allem an mobile Dienstleister aus unserer Branche – muss ein 3G Plus oder 2G Nachweis verfassungsrechtlich vorgeschrieben werden, um vor einer Ansteckung zu schützen. Sonst sind wieder wir Salonunternehmer die Gelackmeierten! Ganz zu schweigen von all den schwarzen Schafen, die weder nach 3G, 3G plus oder 2G arbeiten. Für die wäre eine solch gelockerte Regelung im Privatraum doch geradezu eine Einladung zum Tanz. Allein dieses Signal hätte eine verheerende Wirkung!
Einziges Schlupfloch: Geht zur Impfung
Wir haben im Geschäft seit Bekanntwerden der roten Ampel erneut wieder viele Absagen und wurden sogar direkt von ungeimpften Kund*innen gefragt, ob es Schlupflöcher oder eine Hintertür gäbe. Es ist wirklich unglaublich! Meine Antwort für alle Impfunwilligen und Impfgegner: „Ja, ich kenne ein Schlupfloch: Geht direkt durch die Hintertür zur Impfeinrichtung, seid solidarisch und lasst euch impfen. Dann klappt es auch wieder mit dem Friseur!“ Und mein Appell an die Regierung lautet: Geht eine gerade Linie und macht die Vorschriften für alle gleich! Ob 3G, 3G plus oder 2G – tut, was wirklich nötig ist, damit wir diesen Corona-Winter mit möglichst wenigen Todesopfern überstehen. Aber wagt euch bloß nicht, es unseren Nachbarn in Österreich gleichzutun und auch noch die Schlupflöcher mit XXL-Schildern auszuweisen, indem ihr die Regeln in die falsche Richtung aufweicht. Ich weiß sonst beim besten Willen nicht mehr, wie man die Moral ehrlicher (Friseur-)Unternehmer aufrechterhalten soll!
Euer Andreas Nuissl