Quickie-Ausbildung machbar? „Nach 6 Monaten habe ich voll-qualifizierte Mitarbeiter!“
Ein Azubi, der bereits nach sechs Monaten Ausbildung als vollwertiger Friseur im Salon arbeitet - geht das? „Klar“, sagt Dashi Krasnici. Dem erfolgreichen und ehrgeizigen Friseurunternehmer aus Düsseldorf ist die klassische Ausbildung qualitativ zu schlecht und träge. Mit einem selbst entwickelten Konzept macht er seine Azubis in einem halben Jahr fit und denkt die Salonzukunft damit neu.
Dashi, Deine beiden Salons in Düsseldorf könnten kaum besser laufen. Obwohl für Dich natürlich alle Kunden Stars sind, gehen bei Dir aber auch tatsächlich etliche Prominente ein und aus. Auf dem Erfolg ausruhen, ist für Dich aber keine Option!
Dashi Krasnici: Natürlich nicht. In meinen Salons können die Kunden 200-prozentige Leistung erwarten und das soll natürlich auch so bleiben. Während Corona konnten wir alle erleben, was Stillstand bedeutet. Ich habe diese Zeit genutzt, um mein Konzept weiterzuentwickeln. Und letztendlich geht nichts ohne top-ausgebildete und qualifizierte Mitarbeiter.
Was bedeutet das für Dich?
Dass die jungen Leute zeitgemäß abgeholt werden und das funktioniert nicht mit unserem veralteten Ausbildungssystem. Damit meine ich nicht, dass die duale Ausbildung schlecht ist, aber die Inhalte und das Zeitmodell entsprechen einfach nicht mehr der Realität. Was heute im Salon angeboten wird, ist viel fortgeschrittener und interessanter. Ich möchte auch keine drei Jahre lang warten, bis der Azubi fertig ausgebildet ist. Denn in der Regel ist es dann so, dass von den anfänglichen vier Azubis nur noch einer da ist. Deswegen sollte es möglich sein, unterschiedliche Ausbildungen und zeitgemäße Ausbildungskonzepte zu realisieren.
Du denkst Ausbildung neu. Wie genau sieht dieses Konzept bei Dir aus?
Dank La Biosthétique gibt es bei mir neben der klassischen Ausbildung auch die biosthetische Zusatzqualifikation „Hair & Beauty Artist“. Damit bin ich sehr glücklich. Allerdings war mir auch das noch nicht genug. Also habe ich ein sechsmonatiges Ausbildungskonzept – ursprünglich für ein Vorhaben im Kosovo – entwickelt. In diesem bilde ich die Azubis in allen Bereichen aus. Das fängt mit shampoonieren, Kundenempfang und Beratung an. Für Farbe und Strähnentechniken schicke ich sie dann wiederum in Seminare von La Biosthétique. Parallel dazu übe ich mit ihnen die ganzen Schneidetechniken. Und so gelingt es mir, innerhalb eines halben Jahres Top-Friseure zu erschaffen – für mein Gefühl zu 90 Prozent bessere als in ganz Deutschland! Sie sprechen meine Sprache, kennen meine Welt und meine Philosophie zum Leistungsprinzip. Und am Ende gibt es doch nichts Schöneres als sein Wissen weiterzugeben, oder?
Und wie findest Du Deine Azubis? Wen sprichst Du mit Deinem 6-Monatsmodell an?
Die Mitarbeiter der Zukunft generiert man ganz klar über die sozialen Netzwerke. Als Unternehmer muss ich wirklich alle Plattformen bedienen. Ich kann hier die Schönheit des Berufs voll aufzeigen und auch wie wir arbeiten und ausbilden. Allein auf Instagram erreichen wir im Monat bis zu 1 Millionen Menschen. Dazu kommt sehr viel Mundpropaganda. Es spricht sich rum, wie das bei uns so läuft. Und die Azubis wissen, dass sie bei mir top ausgebildet werden, das Ganze interessant gestaltet ist und wie ihre Zukunftsperspektiven aussehen können. Die von mir ausgebildeten Leute werden überall mit Kusshand genommen. Ich muss also gar nicht aktiv nach Personal suchen, die kommen zu mir.
Das 6-Monatsmodell ist perfekt für Quereinsteiger. Diese sind schon etwas älter, stehen mit beiden Beinen im Leben und wollen natürlich so schnell wie möglich im Beruf Fuß fassen, um ihre Kosten decken zu können. Hier arbeite ich auch oft mit dem Arbeitsamt zusammen.
Altersstrukturell ist dann durch die unterschiedlichen Möglichkeiten der Ausbildungswege alles dabei. Da kann dann auch noch jeder von jedem etwas lernen.
Reagieren Kunden zum Teil skeptisch, wenn sie von Mitarbeitern bedient werden, die erst so kurze Zeit dabei sind?
Überhaupt nicht. Unsere Kunden wissen um unserer hohen Standards und dass sie von niemanden bedient werden, der nicht perfekte Dienstleistungen erbringen kann. Bei uns wird ja auch nicht heute etwas gelernt und morgen auf den Kunden losgelassen. Alle Azubis durchlaufen viele saloninterne Prüfungen und erst wenn alles unseren hohen Qualitätsstandards entspricht, dürfen sie am Kunden arbeiten.
Und gibt es dann Unterschiede im Gehalt?
Ob Quereinsteiger mit sechsmonatiger Ausbildung oder Friseur mit Gesellbrief: bei uns werden alle gleich bezahlt. Alle sind am Ende super ausgebildet und erbringen tolle Leistung. Das Grundgehalt orientiert sich am Tarif. Dann gibt es Provisionsmodelle. So liegt es liegt letztendlich an jedem Mitarbeiter selbst, was er verdient. Dazu kommt bei uns sehr viel Trinkgeld on top. Und jeder hat die Chance sich weiterzuentwickeln.
Siehst Du Dein Modell als Zukunftsmodell für die Branche?
Also ehrlich gesagt, hab ich noch nie so auf die Branche geschaut. Mir war an meinem System wichtig, dass ich überlebe. Und im Moment gibt es mir recht. Ich hänge nicht am Tropf und suche nach Mitarbeitern – ich habe sie einfach. Man muss sich einfach immer folgendes fragen: Will ich nur machen oder bin ich der Macher? Wir sind Weltmeister im Nörgeln und im nichts ändern. Ich kann das Rad auch nicht neu erfinden, aber es auf andere Wege bringen. Ich habe gerade frisch zwei Leute, die ich nach dem 6-Monatsmodell ausbilde, dazu zwei Lehrlinge (Quereinsteiger), die den biosthetischen Weg gehen und zwei Azubis, die den klassischen Ausbildungsweg gehen. Die Mischung macht´s.
Und wie steht es um die Pläne im Kosovo?
Im Kosovo möchte ich in naher Zukunft eine private Friseurausbildungsstätte im deutschsprachigen System eröffnen. Die Leute sollen dort so ausgebildet werden, dass ich sie als Mitarbeiter in Deutschland einsetzen und weiter vermitteln kann. Die Überlegung ist dann auch ins Franchising zu gehen. Das wird sich im kommenden Jahr zeigen – auch ob sich mein System bewährt oder nicht. Im Moment gibt mir mein Konzept in Deutschland recht und ich muss nicht befürchten, morgen keine Mitarbeiter mehr zu haben.
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