Re-Start in Österreich: „Die Kunden wollen wieder aus vollem Herzen lachen“

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Die Österreicherin Christine Wegscheide durfte am Montag ihren Salon wiedereröffnen.
Fotocredit: Roman Keller/Malkasten
Die Österreicherin Christine Wegscheide durfte am Montag ihren Salon wiedereröffnen.

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Am Montag war in Österreich der große Tag: die Friseure durften nach einem mehrwöchigen Lockdown wieder öffnen. Knackige Grundvoraussetzung dort: ein negativer Corona-Test bei Kunden und Salonmitarbeitern! Wie funzt der Neustart unter solchen Bedingungen? Und: Wie ist die Stimmung bei Team und Gästen? Bei FMFM berichtet Friseurunternehmerin Christine Wegscheider über die ersten After-Lockdown-Tage in ihrem Wiener Salon.

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1. Herzlichen Glückwunsch! Seit Montag durftet ihr in Österreich die Salons erneut öffnen. Wie war Re-Start? Wie die Stimmung bei euch? Und wie bei den Kunden?

C.W.: Wider Erwarten habe ich das Re-Opening als extrem angenehm empfunden, da ich schon etwas nervös war. Unsere Kunden haben fast alle die von der Regierung geforderten negativen Antigentest unaufgefordert vorgewiesen, was sich als erleichternd herausgestellt hat. Die Nachfrage ist jedoch verhaltener als nach dem ersten Lockdown. Die Kunden haben in dieser bedrückenden Situation das Bedürfnis, für sich selbst was Gutes tun zu wollen – wieder unter Mitmenschen zu sein, über die Sorgen und Nöte zu reden und einfach mal aus vollem Herzen lachen zu können. Sie genießen es förmlich verwöhnt und betreut zu werden. Der Haarschnitt erhält fast eine „spirituelle“ reinigende Bedeutung für den „Re-Start“. Die Kund*innen sind großzügiger, und das Bedürfnis nach Lust und Laune wieder einzukaufen wächst in Zeiten der Restriktionen. Ich nehme ein Gefühl der Unterstützung wahr… und das ist einfach nur schön! Ich bin sehr dankbar!

 

2. Welche Regeländerungen empfindest Du als besonders einschneidend oder auch sinnvoll? Warum?

C.W.: Ein Test ist sinnvoll! Jedoch ist die Kurzfristigkeit ein Problem und leider die Umsetzbarkeit in der Realität oft schwer. Schnelltests wären meiner Ansicht nach praktischer und ausreichend. Testungen in Schulen und am Arbeitsplatz sollten auch zugelassen werden. Die Starrheit der Behörden bezüglich der Testmöglichkeiten empfinde ich als störend und oftmals unlogisch! Jeder Einzelne wird dazu gezwungen, und das Schlimmste daran ist die Drohung mit einer polizeilichen Verfolgung bei Fehltritten! Der Großteil der Dienstleister hält – so gut es geht – die ihnen aufoktroyierten Hygienemaßnahmen ein, da bin ich mir absolut sicher! Schon allein seiner Existenz und dem Wohl der Mitarbeiter wegen.

 

3. Wie ist die Akzeptanz der Kunden hinsichtlich der neuen Hygiene- und Schutzregeln? Gab es Absagen?

C.W.: In meinem Salon gab es keine Absagen. Das ständige Verschieben von Terminen im Vorfeld war etwas zermürbend, aber am Ende waren alle froh, wieder „die Haare schön“ zu bekommen ! Auf dem Land leiden die Friseurinnen jedoch unter massiven Einbußen! Sehr stark sind vor allem Laufkundenfriseure von der Corona-Krise betroffen. Bedauerlicherweise wird damit der Schwarzarbeit ein Gefallen getan!

 

4. Wie ist nach der ersten Woche die Stimmung bei Dir, dem Team und den Kunden?

C. W.: Anfangs herrschte eine angespannte Stimmung: Wie werden die Kunden auf die Verordnungen reagieren; wie wird die Kontrolle der Tests vom Klientel aufgenommen? Die Anspannung ist jedoch verflogen, als die ersten Kunden den Salon betraten. Extraservices wie die Ausgabe von Kaffee, entspannende Handmassagen oder kleinere kosmetische Behandlungen sind zum Leidwesen der Kunden gestrichen worden . Ein Verwöhnprogramm, das vor Corona den Friseurbesuch abgerundet hat, wird nun nicht mehr angeboten werden. Mit jedem Shutdown nimmt die Unsicherheit zu. Der Optimismus verfliegt und Nervosität macht sich breit – bei den Kunden und Mitarbeitern! Wir sind sehr froh, wieder arbeiten zu dürfen und ein Stück Normalität in den Alltag der Menschen bringen zu dürfen!