“Shit happens!” Warum Schließung von Einzelsalons kein Grund für kollektive Panik ist

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Sieht in Einzelschließungen kein "friseurexklusives" Problem: Frank Brormann
Foto: Ruben Wittkemper
Sieht in Einzelschließungen kein "friseurexklusives" Problem: Frank Brormann

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Bääähm! Vor wenigen Tagen schlug die Covid-Keule richtig zu: Frank Brormann erfuhr, dass eine enge Kollegin und Freundin ihren Salon schließen musste. Heißt: Nach 6 Positv-Tests in einem Team von mehr als 40 Mitarbeitern ganze 2 Wochen Quarantäne. Und das in einem Hygiene-Vorzeige-Laden! Warum selbst das für Frank kein Grund zur Panik ist, verrät er in seiner neuen Kolumne.

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Wenn Umstände über Dich hereinbrechen, die Du aller Vorbereitung zum Trotz nicht verhindern kannst, dann sagt der Schotte: „Keep your kilt down and let the wind blow!” Was hat der Spruch mit mir zu tun? Nun, vor einigen Tagen rief mich eine Freundin meines exzellenten Friseurnetzwerks an und sagte mir, dass eine Mitarbeiterin ihres Salons nach einem Familienbesuch positiv auf Covid-19 getestet wurde. Sie hat sofort vorbildlich reagiert: Umgehende Information des Gesundheitsamts; die Infizierte ging selbstverständlich sofort in Quarantäne. Am nächsten Tag hat diese Friseurunternehmerin umgehend (auf eigene Kosten!) einen Arzt in den Salon geladen, um alle anderen Mitarbeiter mit einem Schnelltest auf Corona zu testen. Das Ergebnis: Aus einer Positiv-Infizierten wurden nach weiteren Tests insgesamt sechs Positiv-Tests! Dem Gesundheitsamt blieb keine andere Wahl. Das gesamte Team musste für zwei Wochen in häusliche Quarantäne. Da hilft auch kein Lob vom Ordnung- und Gesundheitsamt, dass alle Listen zur Nachverfolgung optimal sind. Unser aller Horror, oder?

Keine Quarantäne für 46 von 47 Kunden

Natürlich war ich bei ihrem ersten Anruf erschrocken. Mit der vagen Angst, dass, wenn es ihren Salon treffen kann, ein solcher Supergau auch bei uns und unserem 40-köpfigen Team denkbar wäre. Vor allem, weil ich restlos überzeugt bin: Meine Freundin und ihr Geschäftspartner machen hinsichtlich der Hygienevorschriften alles, alles vorbildlich! Das habe ich mehrfach vor Ort selbst erfahren. Aber jetzt endlich zur positiven Nachricht: 46 von 47 Kunden der betroffenen Friseure müssen nicht in Quarantäne! Bei einer Kundin ist es noch nicht klar, da sie auch noch keine Symptome hat. Wahrscheinliche Ursache bei dieser möglichen Infektion: die Friseurin hat die Maske zum Trinken abgenommen…

Die Krux der Stunde: Nachvollziehbarkeit

Was macht das mit mir? Sind wir Friseure jetzt die nächsten, die in der Kritik stehen? Ich habe das Glück, dass ich das Team, die Geschäftsleitung vom Salon Cabelo und deren Hygiene-Maßnahmen persönlich kenne. Daher bin ich zu meiner klaren, simpel lautenden Einschätzung gekommen: Shit happens! Hier liegt kein Problem vor, dass wir als friseurspezifisch bezeichnen können! Es ist nicht mehr nachzuvollziehen, wo genau sich 6 von 40 Mitarbeitern infiziert haben. Auf dem Weg zur Arbeit in einem überfüllten Bus? Bei der Raucherpause am Hafenbecken? Oder privat zuhause? Frau Merkel hat in einer Erklärung gesagt, dass 75% der Infektionen nicht mehr nachzuverfolgen sind. Heißt für mich: Dieser fiese Virus kann uns leider alle jederzeit und überall treffen. Damit müssen wir wohl vorerst leben. So anstrengend es sein mag. Aber was noch wichtiger ist: Wir müssen uns strikt danach verhalten!

Zusammenhalten heißt gemeinsam verzichten

Was dürfen wir also heute lernen? Der Friseursalon ist ein sicherer Ort. Dennoch kann es natürlich auch uns und unsere Salons treffen. Aber wir können uns schützen, wenn wir die Maske immer tragen, auch wenn wir mit Kollegen im Aufenthaltsraum sind oder uns mit Freunden privat treffen. Es hängt einfach zu viel davon ab – und Leichtsinn an dieser Stelle passt schlicht nicht in einen Pandemie-Winter. Ein persönliches Beispiel: Seit mehr als 25 Jahren spiele ich mit fünf guten Freunden alle 14 Tage Doppelkopf. Aber das machen wir aktuell nicht! So unglaublich es klingt: Das ist erst unsere zweite Zwangspause in einem Vierteljahrhundert! Aber sie macht Sinn! Die einzigen Menschen, denen ich mich ohne Maske nähere, sind meine Kinder und meine Freundin. Wir nehmen die Verantwortung sehr ernst. Und wir als Unternehmer müssen genau das vorleben und dürfen es auch von unseren Mitarbeitern erwarten. Denn es geht uns wirklich alle an!

Ich bin Friseur geworden, um Frauen schön zu machen (das hat mein Sohn immer geantwortet, als er drei Jahre alt war) und weil ich Menschen eine Freude machen will. Wir kommen so nah an unsere Kunden heran und wir sind der magische Ort geworden, wo man noch Menschen treffen kann und berührt wird. Wir schaffen den notwendigen sozialen Ausgleich für so viele Menschen. Das ist eine Chance und eine Verantwortung. Ich nehme Sie an!

Euer Frank Brormann