Sparen bei Strom, Heizung, Wasser – so gehts! Die Profi-Tipps
Wir haben es schwarz auf weiß: Die Arbeit der Friseure ist energieintensiv! So entfällt laut einer Studie eines Energiekonzerns in einem durchschnittlichen Friseursalon ein knappes Drittel des Energieverbrauchs auf Strom, der Rest auf Heizung und Warmwasser. Hört sich erstmal nach nichts Gutem an, oder? Doch, denn genau hier gibt es auch eine Menge Einsparpotenzial, um Kosten zu senken. Wir haben einige Artists befragt, wie sie es schaffen, ihre hohen Ausgaben nicht an die Kunden weiterzureichen und somit eine allzu starke Preiserhöhung zu verhindern.
‘Die Flinte ins Korn werfen’ – das kennen die wenigsten Friseur*nnen, auch nicht angesichts steigender Energiekosten! So zeigt sich die Branche in der ‘Zeitenwende’ wieder mal von ihrer kreativsten Seite, wenn es darum geht, ihre Ausgaben möglichst gering zu halten. Diese Artists verraten ihre besten Einsparpotenziale bei Strom, Wasser, Heizung & Müll.
„In meinem Salon habe ich die Heizung erst mal auf null gesetzt.“
Niels Kauffeld spart sich 24 Stunden ein und führt die 4-Tage-Woche ein.
Niels Kauffeld, Kauffeld Friseure – Göttingen
Heutzutage ist es ja wirklich überlebensnotwendig, die Kosten im eigenen Salon zu senken, wenn man auf dem Markt bleiben will. In meinem Salon habe ich daher die Heizung erst einmal auf null gesetzt. Eine Strategie, die ich auch schon im letzten Jahr ausprobiert habe und was soll ich sagen: Es hat gut funktioniert! Durch die Wärmeabstrahlung der Kunden und Mitarbeiter sowie durch die Föhnwärme selbst heizen sich die Räumlichkeiten von ganz allein auf. Weiterhin habe ich mir in meinem Salon Ecoheads angeschafft, um Wasser einzusparen – ganze 30% waren es 2021 Dazu kommen Einsparungen im Bereich Farbe und Chemie, dank der Anschaffung eines neuen Farbmischers und dem Wechsel des Chemieanbieters. Selbstverständlich schalten wir das Licht aus, wenn sich keine Person beispielsweise in der Mixecke oder im Aufenthaltsraum befindet. Auch die Beleuchtung an den Spiegeln haben wir erst einmal ausgesetzt und schalten diese auch nur an, wenn es unbedingt notwendig ist, z.B. beim Schießen von Fotos. Am Ende des Tages schmeißen wir auch nicht mehr den Trockner an, sondern hängen die Handtücher einfach auf. So vermeiden wir, dass der Trockner die ganze Nacht über läuft. Neuester Spar-Clou ist die 4-Tage-Woche in meinem Salon. Wie viel wir dadurch an Energie einsparen können, kann ich noch nicht sagen, aber ich denke, es wird sich lohnen!
„Sehr gute Erfolge konnten wir auch mit Markisen erzielen, anstelle der Klimaanlage.“
Guido Dausend setzt schon seit Beginn an auf Grüne Lösungsansätze.
Giudo Dausend, Visible Shades in Köln
Es ist wirklich ein besonderes Jahr und irgendwie auch eine echte Chance für die Salons, es jetzt besser zu machen. Als nachhaltig orientierte Friseure ist uns ressourcensparendes Arbeiten traditionell wichtig. Zu unseren umgesetzten Maßnahmen im Salon gehören der Einsatz von Perlatoren, die den Wasserverbrauch reduzieren, ebenso wie das Nutzen von Shampoo-Applikationen bei der Haarwäsche. 100 Prozent LED ist ebenfalls ein wichtiger Punkt wie auch Wäschetrockner mit Wärmepumpe und ein moderner und gewarteter Boiler (Wir haben den planmäßigen jährlichen Check unserer Warmwasserbereitung vorgezogen. So frisch gewartet wird er sicherlich ein wenig mehr Energie einsparen.) Sehr gute Erfolge konnten wir auch mit Markisen erzielen, anstelle der Klimaanlage. Viele Pflanzen im Salon reduzieren bei uns ebenfalls die Temperatur im Sommer und Echtholz, Kork oder Lehm minimieren die Luftfeuchtigkeit. Besonders große Freude machen uns auch die Kunden, die jetzt viel bewusster unsere Maßnahmen des schonenden Umgangs mit Material, Energie und Wasser bemerken. Trotzdem werden wir planmäßig im Oktober, zum vierten Mal innerhalb von zwölf Monaten, die Preise anpassen müssen. Dabei haben wir das Verständnis der Kunden auf unserer Seite, denn wir besprechen offen und ehrlich mit ihnen die rasant gestiegenen Kosten in diesem Jahr.
„Das Thema Umweltbewusstsein spielt ja nicht erst seit 2022 eine Rolle.“
In dem Salon von Juliette Beke in Dresden spielt das Thema „Ressourcen schonen“ nicht erst seit gestern eine Rolle.
Juliette Beke, Gesunde Haare – Zero Waste in Dresden
Wir haben schon früh angefangen, uns mit dem Thema „Energie sparen und Kosten senken“ auseinanderzusetzen. Es war ja irgendwie klar, dass man auf langer Sicht nicht verschwenderisch mit Ressourcen umgehen sollte – das Thema Umweltbewusstsein spielt ja nicht erst seit 2022 eine Rolle. Natürlich haben Pandemie und jetzt die Energiekrise das Ganze auf die höchste Dringlichkeitsstufe geschoben. Im Allgemeinen achten wir im Salon darauf, keine unbedingt genutzten Lichtquellen anzulassen. Dank eines großen Glasdaches brauchen wir das auch nicht. Denn das natürliche Licht, was durch das Dach fällt, reicht oftmals schon aus, um den ganzen Salon in ein warmes Licht zu tauchen. Ganz nebenbei wird so auch die Raumtemperatur erhöht. Sollte die Sonne mal nicht scheinen, machen wir natürlich das Licht an – und zwar nur LEDs. Auch der Trockner bleibt uns häufiger aus und die Handtücher kommen auf den Wäscheständer. Gerade in den warmen Sommermonaten sind die im Nullkommanichts trocken. Wir haben zusätzlich alle Wasserhähne im Salon mit besonderen Duschköpfen ausgestattet, die eine Wasserersparnis von fast 65 % schenken. So konnten wir bereits einen Großteil unserer Energieausgaben einsparen.
„Kosteneinsparungen sollten nur als zusätzliche Maßnahmen gesehen werden.“
Sparen ist die eine Sache, richtig Kalkulieren die andere – das meint Sonja Hansmann
Sonja Hansmann, Salon Hairlicher in Bubenreuth
Ich habe gleich eine ganze Palette an Maßnahmen im Salon impliziert, um der Inflation und der allgemeinen Krisensituation erfolgreich die Stirn zu bieten. Dazu zählen unter anderem der Wechsel meines Lieferanten (Ich konnte meine Materialkosten von 14% auf 7-8% senken und das ohne an Qualität einzubüßen), die Umstellung aller Lichtquellen auf LEDs und der Einbau von Ecoheads Wasserspardüsen (Ersparnis hier bis zu 60%). Weiterhin nutzen wir den Ecoheads Farbmischer und mindern so auch unseren Farbverbrauch. Durch Kabelbinder um die Kabinettshampooflaschen reduzieren wir überflüssige Mengen, da man dadurch die Flaschen nicht voll durchdrücken kann (gerade bei Betrieben mit vielen Mitarbeitern ratsam). Außerdem haben wir unseren Stromanbieter gewechselt (Vergleichen, lohnt sich!) und ganz wichtig, wir haben den Nebenkostenabschlag beim Vermieter freiwillig um einiges erhöht, damit sollten wir hohe Nachzahlungen verhindern bzw. minimieren können. Auch die Umstellung auf first.FOILS lohnt sich: Wir haben so gut wie keinen Müll mehr und das Green-Konzept können wir als kostenlose Werbung für unsere umweltbewussten Kunden nutzen. Kosteneinsparungen sollten aber nur als zusätzliche Maßnahmen gesehen werden. So sind regelmäßige Preisanpassungen unumgänglich. Ich habe unsere Preise gerade die letzten Jahre regelmäßig kalkuliert und dementsprechend erhöht.
„Energie sparen ist die eine Sache, Materialsparen die andere.“
Er sit ans Sparen gewöhnt – Friseur Michael Rinnau aus Zürich
Michael Rinnau, Coiffeur Haareschööön in Zürich
Ich gehöre ja zu einer Generation, die ohnehin ans Sparen gewöhnt ist – ob das nun Wasser oder Strom betrifft. Als ich den Salon vor acht Jahren eingerichtet hatte, habe ich die gesamte Beleuchtung auf LEDs umgestellt und an jeden meiner Wasserhähne Ecoheads Wasserspardüsen setzen lassen. Das bringt wirklich unheimlich viel Ersparnis mit sich. Ich würde meinen, wir sparen insgesamt bei 4-5 Kunden pro Tag und einer Spülzeit von ca. 5 Minuten mindestens 800 Liter Wasser die Woche ein. Die LEDs senken um ein Drittel die Kosten für Beleuchtung. Die Heizung machen wir fast gar nicht an, da der Salon durch Föhnwärme und Beleuchtung schon eine angenehme Raumtemperatur aufweist. Mit Mikrofaser-Handtüchern halbieren wir die Trocknungszeit im Trockner und auf dem Wäscheständer. Aber Energie sparen ist die eine Sache, Materialsparen die andere. Bei uns werden die Tuben bis zum letzten Tropfen ausgedrückt und seit Neuestem nutzen wir auch den Farbmischer „Ping“, um noch mehr aus dem Produkt zu holen, bei weniger Einsatz. Unsere Materialkosten liegen gesamt bei lediglich 7%. Mit dem Farbmischer können wir hier wahrscheinlich nochmals 20 % einsparen.
„Wir werden demnächst von Gas auf Luftwärmepumpe umstellen.“
Michaela Köck setzt auf innovative Maßnahmen, um ihre Kosten zu senken.
Michaela Köck, Style Lounge in Waidhofen an der Thaya
Ich habe meinen gesamten Friseursalon – dazu gehören auch Permanent Make-up- und Piercingstudio – auf chemiefreie Reinigung umgestellt. Ich desinfiziere meinen gesamten Salon seit zwei Jahren nur mit Micro-Trockendampf. Wer jetzt fragt, wie das funktionieren soll, dem zeige ich gerne, wie wir unsere Oberflächen mit dieser Technologie reinigen. Unsere Hygieneüberprüfungen sind stets einwandfrei und ohne Mängel. Durch den Wechsel sparen wir nicht nur die Kosten für Reinigungs- und Desinfektionsmittel, sondern auch eine Menge Zeit ein. Die Reinigung des Salons, die früher acht Stunden in Anspruch genommen hat, schaffen wir dadurch in der Hälfte der Zeit. Außerdem arbeiten wir mit den recycelten Alufolien von first.FOILS – damit schützen wir nicht nur die Umwelt, sondern haben auch unseren Müll um mehr als ein Drittel reduziert. Seit 2021 haben wir eine Photovoltaikanlage auf dem Dach unseres Salons. Damit sind wir frei von monatlichen Stromkosten und bekommen sogar Geld für den eingespeisten, nicht verbrauchten Strom. Darüber hinaus werden wir demnächst von Gas auf Luftwärmepumpe umstellen. Für nächstes Jahr steht eine Kooperation mit dem Unternehmen „Hair Help the Oceans“ an, bei der wir die geschnittenen Haare sammeln und abgeben, aus welchen anschließend Filter zum Schutz der Meere hergestellt werden können. Damit sparen wir noch mehr Müll ein. Unser Ziel ist es, den Restmüll in naher Zukunft auf ein Minimum zu reduzieren.