Unverschämte Erwartungen?! Die Gen Z kann zu mega Mitarbeitern werden!
Sie haben das Potenzial zum „Zähne ausbeißen“ - und doch kommt niemand an ihnen vorbei! Die Generation Z beschert vielen Friseurunternehmer*innen schlaflose Nächte. Aber Fakt ist: wer als Arbeitgeber heute das „Früher war alles besser“-Mantra anstimmt, steht morgen allein im Salon. Friseur und Salon Coach Dennis van Lierop über die Werte, Erwartungen und No-Gos im Umgang mit dem herausfordernden (und durchaus spannenden!) Nachwuchs.
Mitarbeiter gewinnen, behalten, entwickeln – das ist das Top-Thema, wenn wir in der Friseurszene derzeit von Existenzsicherung sprechen! Dabei hat jede Generation von Teammitgliedern ihre eigenen Herausforderungen. Und diese haben wiederum Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Bei Saloninhaber*innen ist besonders die Gen Z in aller Munde. Sie steht für Menschen, deren Geburtsjahr zwischen 1995 und 2010 liegt und ist auch bekannt als die „digital native Generation“. Im Fall von Friseurbetrieben also für deren aktuelle Auszubildende und die Gesellen in der besten Zeit.
Generation Digital
Um sich besser in das Thema einzugrooven, rate ich Saloninhabern, einmal die Perspektive zu wechseln. Stellt euch vor, ihr kommt jetzt auf die Welt: alles digital! Erinnert ihr euch noch an eure Kindheit, als das Telefon noch an der Strippe hing und wir gebannt die Hitparade am Radio verfolgten, um die richtigen Songs auf die Kassette zu kriegen? Für Gen Z ein Unding, denn sie wird seit ihrer Geburt von digitalen Medien begleitet. Heute tippen Kleinkinder intuitiv auf Bildschirmen herum und haben die Navigation schneller drauf, als so mancher Erwachsene das je zustande bringen würde. Digital? Kein Problem für Gen Z, denn das Smartphone ist ihr ständiger Begleiter, mit dem sie völlig selbstverständlich ihre Organisation, Kommunikation, Bildung und soziale Interaktion regeln. Hinzu kommt, dass dies die bestausgebildetste Generation aller Zeiten ist, denn immerhin hat der Großteil dieser Schulabgänger das Abitur in der Tasche! By the way, die nächste Generation heißt Gen Alpha. Künstliche Intelligenz, Metaverse & Co. lassen grüßen… Aber eins nach dem anderen.
Flexible Arbeitszeiten sind die neue Währung
It’s all about the team! Gute Mitarbeiter sind das höchste Kapital eines Unternehmens und so kommen Saloninhaber nicht umhin, sich mit der Gen Z auseinanderzusetzen. Laut vieler Studien und neuester Arbeitsmarkterkenntnisse hat die Gen Z gegenwärtig ganz andere Erwartungen an ihre Arbeitgeber. Heute darf es vor allem mehr Flexibilität im Arbeitsleben sein, vor allem wenn es um die Arbeitszeiten geht. Die Gen Z legt großen Wert auf die Möglichkeit, ihre Präsenzzeiten im Unternehmen flexibel gestalten zu können, denn ihnen ist eine ausgeprägte Work-Life-Balance wichtiger. Sich mit Druck und Überstunden auf der Karriereleiter nach oben zu krampfen, ist für Gen Z wenig erstrebenswert. Individualität, Persönlichkeitsentwicklung, Freiheit und Entfaltung sind hier die Zauberworte. Doch flexible Arbeitszeiten können für Saloninhaber eine große Herausforderung darstellen, da der Geschäftsbetrieb oft feste Präsenz der Mitarbeiter erfordert. Eine Möglichkeit wäre die Schaffung von flexiblen Zeitmodellen, die sowohl den Bedürfnissen des Unternehmens als auch den Wünschen der Mitarbeiter entsprechen. Auch das Thema 4-Tage-Woche ist bei Gen-Z immer stärker im Fokus. Nicht in jedem Salon ist das umsetzbar, doch es lohnt sich, dies genauer anzuschauen. Ich rate Unternehmern in meinen Coachings dazu, dies im Auge zu behalten, auch wenn es zum jetzigen Zeitpunkt für den Salon nicht machbar ist. Spielt die Möglichkeiten mal gedanklich durch. Skizziert und konzipiert diese zumindest mal auf dem Papier und entwickelt sie nach und nach weiter. Wenn du alleine nicht vorankommst, greif auf einen Salon Coach zurück und tausche dich aus. Zukunftsorientierte Unternehmer haben das Konzept dafür zumindest schon mal in der Schublade, um bei Bedarf schneller in die Umsetzung zu kommen.
„Be yourself!“ – Gen Z & Weiterentwicklung
Die Generation Z legt auch großen Wert darauf, ihre Fähigkeiten und Qualifikationen zu verbessern und Karrieremöglichkeiten zu haben, die über die Arbeit am Friseurstuhl hinausgehen. Als Saloninhaber kannst du diesen Erwartungen entgegenkommen, indem du Weiterbildungsmöglichkeiten und Schulungen anbietest und Karriereentwicklungspläne für deine Mitarbeiter schaffst. Insbesondere bei Gen Z sehe ich großes Win-Win-Potenzial für die Social-Media-Aktivitäten im Salon. Macht euch das wertvolle digitale Wissen dieser Generation doch zunutze! Ich halte es für eine ausgezeichnete Investition, den jüngeren Mitarbeitern Zeitkapazitäten im Arbeitsalltag einzuräumen und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich beim Salon Social Media einzubringen. Plötzlich ist der/die junge Mitarbeiter*in nicht mehr nur Haarstylist*in, sondern auch Teil des Social Media Teams im Salon. Mein Tipp: Wenn es euer Budget und eure Kapazitäten zulassen, dann schickt sie auf eine Social Media Schulung. Es wird nicht nur ein Lächeln auf die Gesichter der Youngsters zaubern, sondern auch ihre Motivation und Loyalität erhöhen.
Psychische Gesundheit hat Priorität für Gen Z
Ein weiteres wichtiges Thema für die Generation Z ist das Arbeitsklima. Eine positive Arbeitsatmosphäre und ein gutes Verhältnis zu ihren Kollegen und Vorgesetzten ist ihnen enorm wichtig. Nichts lässt die jungen Mitarbeiter schneller in ein Loch fallen, als sich unwohl in ihrem Umfeld zu fühlen. Nicht selten führt dies zum Abbruch der Lehre. Saloninhaber können dazu beitragen, ein positives Arbeitsklima zu schaffen, indem sie regelmäßig Mitarbeiterbefragungen durchführen und auf die Bedürfnisse und Anregungen ihrer Mitarbeiter eingehen. Auch das Schaffen von Möglichkeiten für Teambuilding-Aktivitäten und die Förderung von offenen Kommunikationswegen kann dazu beitragen, ein positives Arbeitsklima zu schaffen.
Nicht alle über einen Kamm scheren!
Häufig wird die Erwartungshaltung der Generation Z als unverschämt betrachtet. Ich gebe zu, ich habe mich anfänglich auch dabei ertappt, denn ich gehöre noch zu der Generation, die früher noch nach dem Motto „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ gebuckelt hat und später Überstunden im Berufsleben abgeleistet hat, als gäbe es kein Morgen. Eine große Karriere sollte es sein. Und das war sie auch! Aber zu welchem Preis? Auch wenn dieser harte Arbeitsweg für mich persönlich nicht immer so toll war, ist daraus auch viel Gutes entstanden. Meine Zielstrebigkeit ist bis heute sehr ausgeprägt und so gehe ich auch heute noch so manches Mal die Extrameile. Heute sehe ich vor allem die positiven Chancen, die uns Gen Z bringen kann, ganz gleich ob als Arbeitnehmer und auch für die Gesellschaft. Überstunden, Druck, Depressionen, Burnout …? Gen Z hält ordentlich dagegen und zwingt Arbeitgeber in die Knie die Arbeitsbedingungen und das Arbeitsklima zu verbessern. Davon profitieren auch die Älteren und letztlich auch die Gesellschaft. Ein Unternehmen, das in der Lage ist, die Erwartungen der Generation Z zu erfüllen, wird in der Lage sein, qualifizierte und motivierte Mitarbeiter zu gewinnen und zu behalten, was wiederum zum langfristigen Erfolg des Unternehmens beiträgt.
Gen Z ein komplexes Thema
Es gibt noch viele Bereiche und einige Phänomene, die in das Thema Gen Z hineinspielen. Da wäre die Entwicklung neuer Teamkulturen oder zum Beispiel FOMO. Dieser Begrifft steht für „Fear of missing out“, die Angst etwas zu verpassen und der Vergleich mit dem Leben anderer auf Social Media. Darauf gehe ich demnächst noch näher ein.
Top 5 Entscheidungskriterien der Gen Z bei der Auswahl des Arbeitgebers
Neben Flexibilität, Weiterbildungsmöglichkeiten und einem positiven Arbeitsklima, gibt es noch weitere Entscheidungskriterien, die für die Generation Z bei der Wahl ihres Arbeitgebers von Bedeutung sind.
Hier sind die Top 5 Entscheidungskriterien, die die Generation Z bei der Auswahl ihres Arbeitgebers berücksichtigt:
Arbeitsplatzsicherheit:
Die Generation Z legt großen Wert darauf, dass ihr Arbeitgeber eine sichere und gesunde Arbeitsumgebung bietet. Sie möchten sicher sein, dass ihr Arbeitgeber alle notwendigen Maßnahmen ergreift, um die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter zu gewährleisten. Work-Life-Balance: Das Berufs- und Privatleben in Einklang zu bringen, hat für die Generation Z einen hohen Stellenwert. Sie streben Arbeitgeber an, die ihnen die Möglichkeit geben, ihre Arbeitszeiten flexibel zu gestalten, um ausreichend Zeit für ihre Familie und Freizeitaktivitäten zu haben.
Soziale Verantwortung:
Die Generation Z ist besorgt über soziale und Umweltprobleme und möchte sicher sein, dass ihr Arbeitgeber diese Themen ebenfalls ernst nimmt und aktiv daran arbeitet, einen positiven Beitrag zur Gesellschaft und Umwelt zu leisten. Sie möchten sicher sein, dass ihr Arbeitgeber ethische und nachhaltige Praktiken anwendet und sich für die Rechte und Interessen der Gemeinschaft einsetzt.
Transparenz:
Arbeitgeber sollten transparent in Bezug auf Unternehmensentscheidungen und -prozesse sein, denn die Generation Z möchte sicher sein, ihre Vorgesetzten Entscheidungen zum Wohle der Arbeitnehmer treffen. Zudem brauchen sie klare Informationen, um ihre Arbeit effektiv und effizient ausführen zu können.
Karriereentwicklung:
Um Mitarbeiter aus der Generation Z langfristig im Unternehmen zu behalten, brauchen sie berufliche Entwicklungsmöglichkeiten. Geht regelmäßig ins Gespräch mit ihnen, um über Weiterbildung zu sprechen, die ihre Fähigkeiten, Stärken und Qualifikationen verbessern, ihre Interessen treffen und ihre berufliche sowie persönliche Entwicklung voranbringen.
Welche Faktoren beeinflussen die Gen Z bei der Wahl ihrer Arbeitgeber?
64% Gehalt
• Die Lohnbestandteile können sich auch aus verschiedenen Bestandteilen zusammensetzen • Sicherheit • Provisionsmodelle • Freizeit als Leistungsentlohnung
49% Work-Life-Balance
• Neue Arbeitszeitmodelle, flexible Stunden an 3 oder 4 Tagen • 3 Tage Wochenenden • Zeit für andere Jobs oder Weiterbildung • Arbeit ist nur ein Teil des Lebens der Gen-Z
34% Sinn / Purpose
• Sinnhaftigkeit in der Arbeit ist für Gen Z elementar Wichtig • Soziales Engagement, Nachhaltigkeit, • Der Job ist Teil ihres Lifestyles (muss also „Instagrammable“ sein)
33% Education (Individuelle Entwicklung, Potenzial)
• Weiterbildung zur eigenen Potenzialerschließung ist zurück in der TOP5 • Individueller Weiterbildungsplan • Ausbau individueller Stärken • Social Skills auch für eine mögliche Karriere nach dem Salon • Spezialisierung und Expertenstatus
Ihr möchtet Kontakt zu Dennis van Lierop aufnehmen? Dann geht auf seine Website https://www.halo-academy.com#
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