Urteil: „Einen Friseur als „Homo“ zu bezeichnen, ist nicht schwulenfeindlich!“
Eigentlich gilt Frankreich als liberaler Staat, wenn es um das Thema Homosexualität geht. Seit Februar 2013 dürfen homosexuelle Partner auch in Frankreich heiraten. Umso mehr erhitzt nun das Urteil eines französischen Arbeitsgerichts die Gemüter, vor allen Dingen die der Friseure. Grund: Es entschied, dass die Bezeichnung eines Friseurs als „Homo“ nicht schwulenfeindlich sei.
Hintergrund: In Paris erhielt ein junger Salonmitarbeiter in der Probezeit im Oktober 2014 von seiner Chefin aus Versehen eine SMS, die gar nicht für ihn bestimmt war, deren Inhalt aber von ihm handelte. Sie lautete: „Ich behalte ihn nicht, ich sage es ihm morgen, ich hab' bei dem Typen kein gutes Gefühl. Er ist ein Homo, die ziehen alle hinterhältige Dinger ab.“
Dem jungen Mitarbeiter wurde tatsächlich am folgenden Tag gekündigt – daraufhin zog er vors Arbeitsgericht und verklagte seine Arbeitgeberin wegen Diskriminierung aufgrund seiner sexuellen Orientierung. Die Chefin gab vor Gericht zwar zu, sich im Ton vergriffen zu haben. Beim Wort „Homo“ sah sie aber kein Problem, da dieser Begriff „schon lange Teil der normalen Alltagssprache sei und sie es weder abschätzig noch schwulenfeindlich“ gemeint habe. Entlassen habe sie den Mitarbeiter, da er nach ihrem Dafürhalten zu langsam gearbeitet und sich schlecht eingefügt habe.
„Im Kontext des Friseurmilieus sieht das Arbeitsgericht den von der Managerin verwendeten Begriff 'Homo' nicht als homophobe Äußerung an“, schreibt das Gericht nun in seiner Urteilsbegründung. „Denn es ist bekannt, dass Friseursalons regelmäßig homosexuelle Personen anstellen, unter anderem in Frauen-Friseursalons, ohne dass dies zu Problemen führt.“
Zahlreiche Vertreter von Homosexuellenorganisationen haben kein Verständis für das Urteil. Es verbreite schwulenfeindliche Vorurteile und trage zudem zu einem Klima der Homo-Phobie in Frankreich bei. Arbeitsministerin Myriam El Khomri distanziert sich ebenfalls von dem Urteil und sagte gegenüber RTL: „Ich finde das zutiefst skandalös.“
Quelle: afp