Weil es Liebe ist… Der Friseurberuf als Berufung.
„Liebe irrt nie“ heißt es so schön. Dass an diesem Sprichwort tatsächlich etwas dran ist, zeigt die beeindruckende Vita von Friseurunternehmerin Marion Saquella aus Elz. Mit jeder Zelle ihres Seins brennt sie für ihren Beruf, der für sie Berufung ist: als leidenschaftliche Saloninhaberin, als erfolgreiche Preisfriseurin und passionierte Ausbilderin. FMFM im Gespräch mit einer Frau, die so ziemlich alles aus dem Friseur-Sein rausholt, was eben geht.
Marion, wir haben uns erstmals bei den Deutschen Meisterschaften kennengelernt, als du im Damenfach angetreten bist. Dabei hast du bereits zahlreiche Titel wie Deutsche Vizemeisterin, Europacup Siegerin 2017 und Worldcup Sieger/-in des CMC “ Confédération Mondial Coiffure“ im Einzel und im Team gesammelt. Erzähl, warum stellst du dich immer wieder dem Wettbewerb mit Kollegen?
Marion Saquella: Ich empfinde es immer wieder als Herausforderung, an einem Wettbewerb oder einer Meisterschaft teilzunehmen. Sich mit anderen Friseuren zu messen ist sehr spannend und aufregend! Doch in erster Linie ist der Wettbewerb für mich ein fachlicher Anreiz, besser zu werden, schneller, sauberer und genauer zu arbeiten! Kurz: einfach perfekter zu werden! Einige Kollegen schmunzeln über die „Zuckerbäckerei“ bei Meisterschaften.
Was bringt dir die Teilnahme an Wettbewerben für deinen Salonalltag?
Marion Saquella: Nach Feierabend im Salon beginnt für mich die kreative Zeit. Ich und meine Mitarbeiter probieren, kreieren, sammeln Ideen. Dabei machen wir so viele Erfahrungen, für die im Alltag sonst kein Platz wäre. Und das können wir natürlich auch an unseren Kunden umsetzen, damit sie den Salon glücklich und zufrieden verlassen. Ein wesentlicher Punkt ist sicher, dass wir sehr exakt und genau arbeiten; allein unsere Beratung nimmt 15-30 Minuten in Anspruch. Wir achten zum Beispiel sehr auf das Profil unserer Kunden und Kundinnen, auf Alter, Typ, Gesichtsform, Hauttyp und Wirbel. Wir überlassen nichts dem Zufall! Unsere Kunden spüren das und sehen zudem unsere ganzen Auszeichnungen, die wir im Salon stehen haben. Daher vertrauen sie uns in vollem Umfang, ob es um neueste Haarschnitte, künstlerische Farben oder Make-ups geht.
Woher kommt deine Liebe zum Friseurberuf?
Marion Saquella: Das fing bei mir schon sehr früh an, obwohl ich nicht aus einer Friseurfamilie stamme. Aber alle in meinem Umfeld waren sehr kreativ. Schon mit 10 Jahren fand ich den Friseurberuf super interessant und spannend, habe stundenlang an meinen eigenen Haaren gezaubert. Außerdem habe ich mich schon immer für Outfits, Mode und schöne Dinge insgesamt interessiert. Ich habe einfach diese Kreativität in meinen Händen und kann nicht ruhen. Bis heute begeistert es mich, Menschen mit meiner Liebe für diese Arbeit ein Glücksgefühl zu schenken. Wer kann das schon in seinem Beruf?
Absolut! Leider drückt sich das im Image der Branche nur selten aus…
Marion Saquella: Genau deshalb wünsche ich mir mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung für unseren Beruf! Das „Friseur-Sein“ ist in den vergangenen Jahren viel, viel anspruchsvoller geworden und vieles hat sich fachlich zum Positiven entwickelt. Wir haben einen sehr schwierigen Job, arbeiten künstlerisch auf höchstem Niveau und sehen uns ständig höchst anspruchsvollen Kunden und neuen Anforderungen gegenübergestellt. Heute kann nicht mehr jeder den Friseurberuf erlernen! Wer ein guter Friseur sein möchte, braucht Mut zur Veränderung, Talent, Geschick und Lernbegeisterung.
Das alles scheint deine Tochter Cinzia mitzubringen. Auch sie ist inzwischen erfolgreiche Preisfriseurin und hat bei den Deutschen Meisterschaften den 2. Platz beim Hochzeitsstyling geholt.
Marion Saquella: Das stimmt! Sie hat von klein auf meine Motivation, Begeisterung und mein Durchhaltevermögen miterlebt und weiß, dass es Biss braucht, wenn man über das Ziel hinausschauen möchte. Aber vor allem ist meine Tochter mit ihrem ganzen Herzen dabei, das ist das Wichtigste. Der Rest kommt dann fast von alleine. Bereits während der Ausbildung hat sie sich selbst bei Wettbewerben angemeldet, sonst hätte sie es sicher auch nicht so weit gebracht. Sie ist sehr ehrgeizig, ein Rohdiamant und kann es sehr weit bringen!
Du bist zudem eine überaus erfolgreiche Ausbilderin. Mehrfach gehörten deine Azubis zu den Innungsbesten. 2009 verlieh dir Dieter Posch, Hessens ehemaliger Staatsminister für Wirtschaft, sogar den Ausbildungspreis. Wie findest du talentierten Nachwuchs?
Marion Saquella: Ganz ehrlich: Ich suche keine Auszubildenden, sie kommen auf mich zu. Oft habe ich einen ganzen Stapel von Bewerbungen. Dabei schaue ich mir die Papiere kaum an, mich interessiert mehr der Mensch an sich. Viele meiner ehemaligen Azubis hatten starke Probleme, als sie zu mir kamen. Einige privater Art, andere hatten Schwierigkeiten in Ihrer 1. Ausbildungsstätte und wollten die Lehre in ihrem Ausbildungsbetrieb abbrechen. Meistens habe ich sie dann übernommen. Wieder andere haben über 80 erfolglose Bewerbungen geschrieben, waren der deutschen Sprache nicht mächtig oder hatten bereits 2 oder 3 Kinder. Kurz: Fast alle standen vor mir, waren verzweifelt und haben geweint! Und soll ich dir was sagen? Sie sind alle tolle, talentierte Friseure geworden. 6 von 16 Azubis haben es sogar zu Innungsbesten geschafft, 4 haben inzwischen einen Meisterbrief und sind selbstständig.
Wow! Und das bei solchen Startschwierigkeiten. Wie erklärst du dir diesen Erfolg?
Marion Saquella: Das Wichtigste ist: Ich schätze meine Azubis von Anfang an und gebe Ihnen das Gefühl, ein wertvolles Glied in unserer Kette zu sein. Ich behandele sie so, wie ich es mir selbst wünschen würde, behandelt zu werden. Ich möchte, dass meine Auszubildenden mit einem Lächeln in den Salon kommen und mit einem Lächeln nach Hause gehen. Daher kümmere mich von Tag 1 an selbst um meine Sprösslinge und überlasse nichts dem Zufall. Sie dürfen sehr früh direkt am Kunden arbeiten, weil ich sie von Beginn der Ausbildung an unentwegt einbinde und selbst machen lasse. Wir erarbeiten auch von den Modellen bis zur Prüfungsmappe alles gemeinsam. Unsere Kunden finden das toll. Viele äußern sich begeistert über die schnellen Fortschritte, die die jungen Menschen in ihrer Ausbildungszeit machen.
Als echte Powerfrau bist du auch in der Innungs- und Verbandsarbeit umtriebig, bist sogar Obermeisterin der Innung Limburg-Weilburg. Was bringt diese Art der „Zusatzarbeit“ überhaupt?
Marion Saquella: Als Obermeisterin der Friseurinnung Limburg-Weilburg liegen mir unsere Azubis sehr am Herzen, denn sie sind das Wichtigste in unserem Handwerk! Ich bin sehr froh, dass ich mich frühzeitig zeitlich dem Zentralverband, dem CAT Deutschland und der Innung angeschlossen habe. Für mich persönlich sind das die 3 wichtigsten Verbände in der Friseurbranche. Ihnen verdanke ich, dass ich mich intensiv weiterbilden konnte, mein Können verfeinern und meine Kreativität ausleben kann. Es sind so viele Aspekte, die dieses Engagement für mich interessant machen: ich lerne Kollegen kennen, wir tauschen unsere Erfahrungen aus, wie wir unterschiedlichste berufliche Situationen meistern, und wir geben und gegenseitig Ratschläge. Es ist ein fantastisches Klima. Beide, CAT und ZV, sind familiär geführte Verbände, wo man immer herzlich willkommen ist. Hinzu kommt, dass beide Verbände Plattformen des nationalen und internationalen Wettbewerbs bieten, die jeder Nutzen kann. Das ist toll.
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