Wenn alles anders kommt: Leben ist, was du draus machst.

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Lassen sich den Mut nicht nehmen: Andreas und Andrea Nuissl mit Hund
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Lassen sich den Mut nicht nehmen: Andreas und Andrea Nuissl mit Hund

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Andreas Nuissl hatte seinen Traumsalon erst im Dezember 2023 eröffnet. Nur wenige Monate später erlebte er den Schock seines Lebens: Sprichwörtlich über Nacht zerstörte ein Wasserschaden mehr als die Hälfte seines Bayreuther Salons. Eine Geschichte über große Verzweiflung, kleine Lichtblicke und die Kraft der Vision.

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Andreas, im August ’24 klingelte dein Telefon. Was dann kam, war wohl der Supergau für Dich, oder?

Ja, in der Tat, als der Horror-Anruf kam und unser Hausmeister sagte, dass Wasser im Treppenhaus sei und wir mal im Salon nachschauen sollten, war ich zudem gerade im Krankenhaus. Eine Mitarbeiterin schloss dann den Laden auf uns war wirklich geschockt: Das Wasser stand überall, es hatte sich in der Decke gesammelt, lief sogar durch die Lampen wie ein Regenguss heraus, die Wände waren durchfeuchtet, die Tapeten haben sich abgelöst und der Boden aufgewölbt. Die Ursache: Im Stockwerk über uns hatte ein Handwerker über Nacht das Wasser nicht abgestellt – es war also tatsächlich menschliches Versagen!

Wie hast Du reagiert?

In solchen Momenten gehen einem natürlich die wildesten Gedanken und Sorgen und Fragen durch den Kopf: Was regle ich als erstes? Wie reagieren die Mitarbeiter? Verlieren wir jetzt Kund*innen? Wie können wir weitermachen? Ich habe nach dem ersten Schreck noch vom Krankenhaus aus mit der Versicherung und dem Vermieter telefoniert und bin zum Glück auch am nächsten Tag schon entlassen worden, so dass ich weiter agieren konnte.

Was habt Ihr dann gemacht?

Zunächst mussten ja an diesem Freitag und in der Zeit danach die Kund*innen weggeschickt werden, die meisten waren zum Glück einsichtig. Und dann hatten wir das Glück, dass mein ehemaliger Salon „Cutting Crew Hair-Design“ noch frei war. Das Gebäude hatte ein Investor gekauft, deshalb war damals mein Mietvertrag nicht verlängert worden, und die Räume waren noch nicht wieder belegt.

Hätte es eine Alternative gegeben?

Eigentlich schon, ich hätte von der Firma Sartory einen LKW mit Bedienplätzen bekommen können, Herr Sartory hätte ihn mir sogar aus Dorsten hergefahren. Diese sind aber eher für Shows und Messen gedacht, haben deshalb z. B. keine Toilette. Außerdem braucht es ja für Salonarbeiten die Infrastruktur für Wasser und Strom; da hätte mir die Stadt Bayreuth einen geeigneten Platz zur Verfügung stellen müssen. Leider hat das nicht funktioniert, was mich sehr enttäuscht hat – immerhin zahlt man ja jahrelang Gewerbesteuer.

Dann war die Möglichkeit des Umzugs in die alten Räume ja noch Glück im Unglück!

Tatsächlich wie ein 6er im Lotto! Innerhalb von vier Wochen sind wir mit dem ganzen Equipment in die leeren Räume gezogen, haben alles auf Vordermann gebracht und können hier nun arbeiten, bis der neue Salon renoviert ist. Am 10. September konnten wir starten.

Das ging ja unglaublich schnell!

Ja, die Versicherung wollte auch, dass wir das hinbekommen, da es ja eine Schadensminderungspflicht gibt. Aber ich kämpfe bis heute mit der Versicherung, habe noch keinen Verdienstausfall ersetzt bekommen. Die sind immer noch dabei, die betriebswirtschaftliche Auslastung des letzten Jahres zu prüfen etc.

Hast Du denn so schnell Handwerker für die Renovierung bekommen? Das ist ja heute nicht so einfach.

Zum Glück hatte ich noch gute Kontakte, auch zu den Handwerkern, die sofort zugesagt haben und bereit waren. Ich arbeite ohne Architekt, es läuft gut, ich koordiniere alles selbst. Verzögerungen gibt es trotzdem. Jedes Angebot muss ja an die Versicherung gegeben und von dieser genehmigt werden.

Das alles klingt nach einem großen finanziellen Aufwand…

Natürlich, ich hatte 60.000 Euro beim Umbau investiert, und jetzt muss ich nochmal Geld in die Hand nehmen.

Wie haben die Mitarbeiter*innen reagiert? Konnten alle an Bord bleiben?

Die waren natürlich erstmal entsetzt und fragten sich, wie das weitergehen sollte. Sie befürchteten sogar, dass ich vielleicht gar nicht weitermachen möchte, denn ich bin ja inzwischen 61. Aber das kam für mich nicht in Frage. Ich hatte vor dem Wasserschaden sogar noch zwei neue Leute eingestellt, eine frühere Auszubildende, die nach der Meisterprüfung einige Jahre woanders gearbeitet hatte und nun wieder bei mir anfing, sowie einen Auszubildenden. Für sie alle wollte ich da sein.

Allerdings hatten wir vorher 10 Bedienplätze, jetzt sind es nur sieben. Da muss gut koordiniert werden, um Doppelbelegungen zu vermeiden. Aber mit der Beibehaltung unserer Vier-Tage-Woche und einem kleinen Schichtbetrieb kommen wir gut klar. Es sind ja nicht alles Vollzeitkräfte, von den acht Mitarbeiter*innen sind fünf in Teilzeit beschäftigt.

Und wie sieht es auf Kundenseite aus?

Das ist natürlich ein Problem. Das Unglück war zu allem Übel in der Festspielzeit. Wir haben normalerweise viele Kunde*innen, Mitwirkende und Gäste, die wir in diesem Jahr nicht bedienen konnten. Sicher, da können schon Kunde*innen verloren gehen.

Noch seid Ihr immer noch – fünf Monate nach dem Wasserschaden! – mitten in der Renovierung. Für wann ist die Wiedereröffnung des neuen Salons geplant?

Wenn alle Handwerker mitmachen, hoffe ich, dass wir am 11.3.25 wieder starten können. Ich würde gerne in der Faschingswoche zurück in den Salon ziehen. Es sieht derzeit gut aus, denn unsere Handwerker haben bis jetzt zugesagt; es ist alles abgesprochen.

Wie stemmt Ihr das Ganze unternehmerisch und persönlich? Es gehört ja viel Mut dazu, das alles zu bewältigen?

Es gibt immer zwei Möglichkeiten: entweder jammern oder die Ärmel hochkrempeln und alles noch schöner machen! Und ich habe mich für letzteres entschieden.

Jetzt habe ich immerhin die Chance, den Laden so aufzubauen, wie ich das gerne haben will! Es wird ein neues Lichtkonzept geben, eine Akustikdecke, die sehr nachhaltig aus PET-Flaschen besteht, sehr innovativ. Sie hat einen beleuchteten Hintergrund und schluckt Schall – eine ganz tolle Geschichte.

Welche Hilfen habt Ihr erhalten?

Klar, man ist versichert, aber da sind ja erstmal die geschilderten Schwierigkeiten zu bewältigen. Ansonsten gab es nur die Familie, die mit angepackt hat.

Welche Ziele hast Du?

Ich möchte mit dem alten-neuen Salon einen Wohlfühlraum schaffen, in dem wir gerne sind und arbeiten. Und ich möchte noch zehn Jahre dranhängen, wenn es gesundheitlich klappt. Sonst könnte man sich etwas zurückziehen und alles managen. Deshalb habe ich die Räume auch auf zehn Jahre gemietet, damit die Mitarbeiter für diesen Zeitraum Sicherheit haben.

Und was ist jetzt Dein Wunsch für den Neustart?

Dass die Kunde*innen treu bleiben und die, die sich vielleicht umorientiert haben, wieder zu uns zurückkommen. Wir wollen mit einem richtigen Knall durchstarten, damit wir in Zukunft noch erfolgreicher sind!

Dafür drücken wir ganz fest die Daumen! Danke, lieber Andreas, für das Gespräch.