Wenn die Kundin selber föhnt – Armutszeugnis für den Friseur?

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Kompetenzproblem oder Serviceleistung? Bei der letzten Redaktionssitzung wurde bei FMFM hitzig darüber diskutiert, ob es ok ist, dass sich die Kundin ihre Haare im Salon selber föhnt. Wir fanden das so spannend, dass wir unser Streitgespräch glatt noch mal aufgeschrieben haben und auf eure Meinung gespannt sind.

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„Neulich staunte ich nicht schlecht, als eine Kundin, die im Salon neben mir saß, ihre Friseurin nach dem Haarschnitt in die wohlverdiente Zigarettenpause schickte, völlig selbstverständlich zum Föhn griff und ihr Styling und Finish selbst zelebrierte. So was kann man auch nur mit Friseuren machen, dachte ich mir“!

„Mooooment, mach mal langsam! Ich finde das überhaupt nicht komisch, weil ich das auch oft mache! Warum auch nicht? Dann sehe ich wenigstens, ob der Schnitt so ist, dass ich selbst damit klarkomme. Und ob die Haare dann so liegen, wie sie sein sollen! Was nützt es mir, wenn meine Friseurin sich an meinen Haaren den Wolf föhnt und es dann zu Hause doch nicht so ist, wie ich das möchte.“

„Aber mal ehrlich: Wer käme auf die Idee, sich im Steakhaus die Pfanne zu schnappen und sein Steak selbst zu braten, weil der Koch „medium-well-rare-durch“ nicht hinkriegt?! Ich finde, das geht mal überhaupt nicht! Das Föhnen gehört für mich zum Basis-Dienstleistungspaket im Salon! Ich würde das als Friseur nicht zulassen und finde das mehr als respektlos seitens der Kundin, ihm diese Kompetenz abzusprechen.“

„Aber es ist ja so: Wenn der Friseur die Haare föhnt, fällt es mir doch gar nicht auf, ob die Seiten doch etwas fedriger, kürzer oder grafischer geschnitten werden sollen. Der föhnt es so, dass es gut aussieht. Zumindest für seine Augen! Und außerdem wird oftmals so lange an den Haaren rumgeorgelt, dass ich am Ende aussehe wie Krystle Carrington in den 80ern: Viel zu tuffig, viel zu gemacht… Das bin ich einfach nicht. Oft wasche ich mir unmittelbar nach dem Friseurbesuch die Haare… Dann doch lieber direkt selbst föhnen und weniger zahlen!“

„Wieso denn weniger zahlen? Du belegst in der Zeit schließlich den Bedienungsplatz, verbrauchst den Strom deines Friseurs und nutzt den Föhn ab! Oder bringst du da etwa auch deinen eigenen mit? Ich finde, wenn Kunden wie du schon meinen, selbst föhnen zu müssen, sollten sie dennoch den vollen Preis zahlen. Wenn ich meinen Salat beim Italiener selbst anmache, kann ich das doch auch nicht in Abzug bringen…“

„Der Vergleich hinkt doch wirklich! Schließlich wird Salatsauce nicht als Extra in der Karte ausgewiesen. Aber föhnen sehr wohl. Viele haben sogar „Selber föhnen“ in der Menükarte stehen und einen eigenen Tresen, an dem sich Kundinnen selbst föhnen können. Da kostet dann die Nutzung von Stylingprodukten 1€ extra und fertig ist die Laube. Aber selbst wer es nicht explizit in die Preisliste schreibt, der oder die kann doch in der Zeit, in der ich meine Haare föhne, locker eine andere Kundin bedienen. Mal nicht kleinkariert werden!“

„Ok, wenn manche Friseure sich hier sogar freiwillig die Butter vom Brot nehmen lassen und die Kundin von der eigenen Dienstleistung „Föhnen und Stylen“ nicht überzeugen können, dann ist es sogar besser, die Kundin macht es sich selbst! Ich finde das allerdings ein Armutszeugnis! Ich war auch noch nie in einem solchen selfmade-Salon. Und wo sind hier bitteschön die Grenzen? Wann kommt die erste Kundin und reißt der Friseurin die Schere aus der Hand, weil niemand den Pony so akkurat schneidet wie sie selbst? „Heute bitte nur Ansatz färben! Den Rest mach` ich lieber selber!“ Wo kommen wir denn da hin? Ich persönlich freue mich jedenfalls, wenn mir meine Friseurin neue Stylingvarianten zeigt. Neulich hat sie mir tolle Tricks beim Föhnen mit Rundbürsten gezeigt, so dass ich auch zuhause zurechtkomme. Und weißt du was? Ich habe aus lauter Motivation sogar 3 Rundbürsten bei ihr gekauft und bin superhappy damit!“

„Na ja, vielleicht ist das einfach eine Konzeptfrage, ob man als Salon das Selbst-Föhnen anbietet oder nicht. Das kann ja jeder Friseur selbst entscheiden, finde ich. Ich weiß ja nicht, aber mich hat tatsächlich noch nie ein Friseur oder eine Friseurin so beraten, dass ich davon etwas für mein Styling zu Hause gehabt hätte. Und auf die Idee, beim Friseur eine Bürste zu kaufen, bin ich ehrlich gesagt ebenfalls noch nicht gekommen. Aber wie gesagt: mir wurde es bislang auch noch nicht angeboten…“

„Das verstehe ich nicht! Friseure wollen und müssen doch schließlich auch Geld verdienen…Ich habe jedenfalls die Schubladen voller Rundbürsten, die ich mir irgendwann mal irgendwo gekauft habe. Sie sind zu schlecht, um sie zu benutzen und und zu gut, um sie wegzuschmeißen! Jedenfalls ist keine davon für mein dickes, langes Haar geeignet. Jetzt habe ich genau die, die meine Friseurin für mein Haar verwendet, die schön greifen, nicht ziepen und sich wunderbar wieder herausdrehen lassen. Kann sein, dass die ein paar Euro mehr kosten. Aber die Qualität ist auch ganz klar eine andere als die in meiner Schublade! Und sie passen zu meinen Haaren! Seitdem ich mit Profibürsten meine Haare föhne, steht und fällt für mich auch das Thema „Welche Haarbürste ist die richtige für mich?“ mit der Beratungskompetenz des Friseurs! Schade, dass so viele Salonkunden das nicht nutzen bzw. der Friseur über solche Themen scheinbar gar nicht spricht!“

„Das ist natürlich eine coole Sache. Wenn ich a) Stylingideen für zu Hause und b) auch noch konkrete Vorschläge bekäme, welche Produkte für mich speziell die besten wären, könnte ich mich für’s Föhnen lassen erwärmen. Vorausgesetzt allerdings, dass ich nicht wieder mit einem Krystle-Tuff-Kopf aus dem Salon gehe, sondern der Look mit mir abgestimmt statt einfach gemacht wird;)!“