(Führungs-)Mission statt Möhrchen: „Bei mir wirst du die Friseur*in, die du immer sein wolltest!“
Was catcht Mitarbeiter*innen, die einen Job suchen oder einen Salon-Wechsel erwägen? Gutes Geld, klar. Jede Menge Extras; inzwischen Standard. Aber wie wär‘s mit der glasklaren Aussicht: „Bei mir wirst du die Friseur*in, die du immer sein wolltest!“? Ein Gedankenspiel von FMFM Chefredakteurin Simone Frieb.
Der Arbeitsmarkt für Friseur*innen gleicht der Wüste Gobi. Wundert es da, dass Friseurunternehmer*innen sich schier battlen, um als „Best Arbeitgeber ever“ dazustehen und gute Kräfte an Land zu ziehen? Nicht wirklich. Was jedoch irritiert, ist das WIE. Auf Social Media tauchen Inserate über Inserate auf. Überall händeringend gesucht: Friseur*innen fürs Team. Und irgendwie wirken alle Anzeigen gleich. Ich habe den Eindruck, dass es sich beim Werben um Mitarbeiter*innen vor allem um die Frage „Wer legt noch einen drauf?“ dreht. Möglichst mundgerecht muss alles sein. Die Möhrchen heißen mehr Geld, weniger Wochenarbeitstage, mehr Urlaub, Yoga- und Bahnticket – und natürlich „Fun, Fun, Fun“. Alles fein soweit. Vielleicht sogar überfällig. Aber reicht das wirklich aus? Machen allein diese Parameter einen Arbeitgeber langfristig attraktiv und motivieren dafür, sich in diesem wunderbaren Beruf individuell zu entfalten und erfolgreich zu werden? Ich denke nein. Was, wenn die Friseur-Konkurrenz am anderen Ende der Straße nun plötzlich noch mehr Kohle, freie Tage und Team-Tripps nach Mallorca raushaut als man selbst? War‘s das dann mit der Mitarbeiterschaft? Könnte sein, oder?
Die Frage ist doch: Was sind deine Werte? Deine Ziele?
Wie wäre es denn, wenn Chef*innen mal offensiver mit ehrlicher und authentischer Führung als echter Benefit werben würden? Eine Führung, die nachhaltig fördert und fordert und die es Mitarbeiter*innen möglich macht, persönlich und auch fachlich richtig zu wachsen? Eine Führung, die Respekt, Sicherheit, Loyalität und Verbindlichkeit verspricht – und sie gleichzeitig auch von ihren (neuen) Mitarbeiter*innen einfordert. Die darauf einschwört, als Salonmannschaft gemeinsam tolle Ziele zu erreichen und erfolgreich zu sein, sich gegenseitig zu motivieren und so richtig was rocken zu wollen. Führung, die Perspektiven bietet, Visionen weckt und für einen unternehmerischen Invest steht, der da heißt: BEI MIR WIRST DU DER/DIE BESTE VERSION DEINER SELBST – ALS FRISEUR*IN UND ALS MENSCH. Verbunden mit den Risiken und Nebenwirkungen: DAS BEDEUTET ARBEIT UND ANSTRENGUNG FÜR BEIDE VON UNS – ABER WIR SCHAFFEN DAS! Ist es nicht dieses gegenseitige Commitment, das echte Bindung und wirkliche Identifikation – und letztlich auch Erfolg – miteinander möglich macht?
Leitplanken geben Halt und zeigen den Weg
In einem Markt, in dem Mitarbeiter*innen wie freie Schmetterlinge mitunter ziellos im Orbit rumflattern, wären erkennbare Werte doch mal richtig fancy, oder? Sie könnten Orientierung geben – handwerklicher Art, fürs Leben, für die (Friseur*innen-)Identität und das Herz. Denn eines ist doch klar: Freiheit ist meist nur dann zu genießen, wenn sie eingebettet ist in ein wohlwollendes Ganzes aus menschlicher Verbindung und persönlichen Zielen, für die es sich zu arbeiten lohnt. Die ganzen äußerlichen „Extra-Möhrchen“ allein machen nicht dauerhaft satt. Vielmehr können sie als Effekthascherei mit dem Credo „Wer bietet mehr?“ am Ende eher die Mitarbeiter anziehen, die beim nächsten „Leckerchen-Feuerwerk“ nebenan bereits gern wieder dort andocken. Echte Werte (on top) verbinden und könnten die neue Währung bei der Mitarbeiter*innensuche sein.
Herzlichst, Simone Frieb
Wie steht es eigentlich um den Friseur-Beruf? Mehr zum Thema: „Traumberuf Friseur?“