Wir haben die Wahl: „Kaputt sparen oder im Regen tanzen?“

Es ist die Zeit der großen Ernüchterung! Nach einer gefühlten Ewigkeit des Wohlstandes hält nun auf breiter gesellschaftlicher Basis die Erkenntnis Einzug, dass Wohlstand harte Arbeit für alle im Land lebenden Menschen bedeutet. Na ja, zumindest für fast alle. Wichtige Rohstoffe werden zu Spielbällen mächtiger Menschen im fortgeschrittenen Alter. Und denen geht es anscheinend überwiegend eher um eigene Interessen als um die Lebensqualität der Menschen. Soweit, so bitter.

Und was macht diese recht stürmische Gesamtwetterlage mit uns Friseur*innen?

Wir alle spüren es täglich: Unsere Kunden schauen genauer hin, wofür sie ihr Geld ausgeben. Genauso geht es aber doch auch uns Unternehmer*innen, den Mitarbeiter*innen, Azubis & Co. Kurz: Wir alle sind derzeit runter vom Gaspedal, wenn es ums Raushauen der mühsam erarbeiteten Kohle geht.

Aber ganz ehrlich: Was im ersten Augenblick ausschaut wie eine Bedrohung, war in meiner Jugend völlig normal! Sparen, überlegen, wofür das Geld ausgegeben wird, gepaart mit dem Bewusstsein, dass nicht immer alles geht in finanzieller Hinsicht. Ist das zwingend dramatisch? Zugegeben: Für einige ja, wenn es um existenzielle Bedürfnisse geht. Für viele unserer Kund*innen jedoch nicht. Wer allerdings jetzt ohne Panik denkt, kann erkennen, dass dieses neue „unter die Lupe nehmen“ nicht bedeutet, dass das Gros der Kund*innen kein Geld mehr hat oder nicht bereit ist, es für Dienstleistungen beim Friseur auszugeben. Selbst wohlig duftende Produkte mit Wohlfühl-Charakter sind damit längst nicht vom Tisch.

Im Gegenteil! Wählerische Kund*innen sind unsere große Chance! Denn wer als Kunde genauer hinschaut, will natürlich das Bestmögliche für seine hart verdiente Asche bekommen! Und wenn Friseure eines können, ist es das gerne praktizierte Wohlfühlerlebnis, das Beratungs-Extra und die Fähigkeit, den Kund*innen eine Auszeit zu kreieren, in der nur sie im Mittelpunkt stehen. Eines ist doch klar: Gerade in angespannten Zeiten greift das Sprichwort „Lippenstift statt Laptop“. Wenn schon nicht mehr die ganz große Ausgabe drin ist, dann möchte Frau doch wenigstens den kleinen Kaufrausch hemmungslos ausleben. Vorzugsweise beim Schönheits-Dealer Friseur. Schönheit geht eben immer.

Oder gerade jetzt erst recht.

Du überlegst doch sicher auch gerade doppelt, wer dein Geld WERT ist! Möglichst vielseitig soll es eingesetzt werden und am besten dort, wo am meisten für dich und deinen persönlichen Sinn herausspringt. Mein Tipp: Gib deinen menschlichen Mehrwert und alles, was du als Beautylover wirklich kannst, zu 101 Prozent an deine Kund*innen weiter. Bei reduzierter Kundenanzahl durch Terminabsagen oder aus Angst ums Geld durch verlängerte Besuchsintervalle, sind eben 111 Prozent nötig.

Mach deinen Salon zum Sehnsuchtsort, zu dem deine Gäste lieber eine Woche früher als vier Wochen später gehen möchten. Nach Corona und mit dem Geschmack des Krieges auf der Zunge, wollen Mann und Frau doch gerade jetzt die verbliebenen Möglichkeiten nutzen, um wirklich zu genießen und Kraft aufzutanken. Lerne im Regen zu tanzen, statt immer nur auf Sonne zu hoffen!

Herzlichst dein Jochen Becker

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