„Zum Jammern brauch‘ ich nicht zum Friseur. Für Ansatzfarbe übrigens auch nicht mehr!“

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Foto: Shutterstock 48830175
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Bad vibrations gibt’s derzeit genug. Braucht es da noch einen LeserInnenbrief, der uns vor einigen Tagen per Facebook-Messenger erreichte und so richtig tief ins Fleisch schneidet? Wir denken: in diesem Fall JA! Denn es sind aufrichtige Zeilen einer (an sich) treuen Friseurkundin, die es satt hat, ausgerechnet in ihrer ehemals „heiligen“ Salonzeit so richtig schlechte Laune zu kriegen. Ihr Brief endet mit: „Jammern kann ich zu Hause. Dafür brauche ich nicht zum Friseur.“

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„Eigentlich ist mein Friseurtermin eines der wenigen Dates, das ich fast nie verschiebe. Ich mag es, wenn ich alle sechs Wochen ohne Kinder nur Zeit für mich habe. Ich liebe es, wenn mich meine Lieblingsfriseurin umtüttelt, wir quatschen und rumalbern. Mal machen wir nur den Ansatz, beim nächsten Termin wieder Strähnen, hin und wieder wird geschnitten. Nichts Großes, aber ich genieße das und es mir macht Spaß. Oder anders: es machte mir Spaß. Bevor Corona kam. Jetzt ist irgendwie alles anders. Damit meine ich nicht das Desinfektions-Zeug oder so. Auch mit der Maske beim Friseur kann ich halbwegs leben. Ohne ist natürlich angenehmer, aber es geht ja derzeit nicht anders. DAS wäre für mich jedenfalls kein Grund, nicht zum Friseur zu gehen. Eigentlich.

Was mich allerdings zunehmend nervt, ist meine Friseurin selbst. Ich weiß, dass das jetzt starker Tobak ist, aber ich kann ihr Gejammer nicht mehr hören. Als sie den Salon wieder öffnete, konnte ich verstehen, dass sie durch den Verdienstausfall gestresst war, weil ihre Existenz gefährdet war. Aber das Gejaule von ihr und ihren Kolleginnen hört gar nicht mehr auf! Ihre Maske stört sie. Klar, versteh ich auch, wenn man den ganzen Tag damit arbeiten muss. Eine Mitarbeiterin hat sich wohl aus dem Grund sogar ein Attest ausstellen lassen und trägt nur Visier. Sie überlegt jetzt auch, sich so etwas zu „besorgen“. Hallo?! Geht’s noch? Was heißt denn „besorgen“? Meine beste Freundin arbeitet als Intensivschwester – die muss nicht erst seit Corona eine Maske bei der Arbeit tragen. Und ich trage sie im Salon ja auch. Was soll diese miese Laune also? Überall wären die Regeln lockerer als bei ihnen im Salon, sagt sie. Hätte sie das gewusst, wäre sie lieber nicht Friseurin geworden… Mann, hab ich Lust auf diese Diskussionen? Nein. Nicht in meiner freien, heiligen Zeit. Schon gar nicht, wenn ich mich seit Tagen auf den Termin freue. Es reicht doch, dass ich mich sonst schon ewig und drei Tage mit dem Thema beschäftigen muss. Mein elfjähriger Sohn zum Beispiel muss in der Schule acht Stunden am Stück Maske tragen und mault jeden Tag. Aber er ist ein Kind! Er darf das. Meine Friseurin darf das auch – ab und an. Aber nicht fortwährend. Ist es denn meine Aufgabe als Kundin, sie jedes Mal aufzubauen? Ich bin doch nicht ihre Therapeutin! Sie ist auch nicht meine, das erwarte ich nicht. Aber ich brauche keinen, der mich noch runterzieht, wenn ich eigentlich selbst runterkommen will. Ich bin einfach traurig und sauer, dass von meinem „alten“ Friseurtermin bis auf den neuen Schnitt oder die Farbe nichts mehr übrig ist… 

Wenn diese bedrückende Stimmung jetzt das „new normal“ sein soll, bin ich raus und gehe nur noch dort hin, wenn ich wirklich muss. Ganz ehrlich: Zum Jammern brauche ich nicht zum Friseur. Ich habe mir in der Zeit, in der ich nicht zum Friseur konnte, den Ansatz selbst gefärbt. Das kann ich also inzwischen. Das war natürlich eine Sauerei. Besonders toll sah es natürlich nicht aus. Aber es hat eben auch nur acht Euro gekostet. Beim Auftragen der Farbpampe habe ich meine Gute-Laune-Musik gehört, hatte einen Café Latte da stehen und eigentlich eine gute Zeit. Das kann ich von meinen letzten Friseurbesuchen leider nicht gerade behaupten. Hoffentlich wird das wieder anders.“